Männer die sich von Kreisen überraschen lassen.

Männer, die sich von Kreisen überraschen lassen

Obwohl die Corona-Krise einige Herausforderungen an Dozenten und Studierende stellt, gibt es doch wieder positive Überraschungen. Vor allem, was das Engagement der Studierenden anbelangt. Begleiten Sie mich im dritten Teil dieses Streifzug durch ein Semester virtuelle Vorlesungen.

Im letzten Beitrag habe ich etwas über die frustrierenden Erlebnisse mit virtuellen Vorlesungen erzählt, aber ich beschloss, mich davon nicht unterkriegen zu lassen. Die Testklausur war zwar katastrophal ausgefallen, aber wir waren mitten im Semester und es wäre doch gelacht, wenn wir nicht eine Vorgehensweise finden würden, die auf der einen Seite interaktiver ist und mehr Feedback zur Leistungsfähigkeit der Studierenden ermöglicht.

Ich muss zugeben, ich dachte kurz daran – wie einige meiner Kollegen – die Folien einfach zu besprechen, diese hochzuladen und damit formal den Unterricht abzuhaken. Allerdings bekam ich in einigen Gesprächen mit Studierenden mit, dass dies diejenige Alternative ist, die den Adressaten am wenigsten gefällt. Ich finde diese Vorgehensweise definitiv auch nicht sinnvoll. Dann kann ich gleich nur auf die zugrunde liegende Literatur verweisen. Das intensive Verarbeiten dieser Quellen zielführender als sich einfach von irgendjemanden berieseln zu lassen.

Entertainment oder Wissenstransfer?

In den eben genannten Gesprächen ermutigte ich einige Studierende, sich in meine Situation hinein zu versetzen und mir Vorschläge zu machen, wie die Probleme (Interaktion, Feedback, schweigende Mehrheit) in den Griff zu kriegen wären. Die Ergebnisse waren durchaus sehr spannend, gingen aber leider in erster Linie in Richtung Entertainment. In anderen Worten formuliert: wie bespaße ich mein Auditorium, damit es in einer 3-Stunden-Vorlesung nicht einschläft. Ich lernte sehr viel über lustige Gimmicks, virtuelle PIN-Wände und ähnlichen Kram. Ich weiß, dies hört sich jetzt etwas überheblich an, aber der wesentliche Zweck eines Unterrichts ist die Vermittlung von Wissen und nicht das Entertainment des Auditoriums. Ich suchte vielmehr nach Möglichkeiten, wie sich die Studierenden intensiver mit dem Stoff auseinandersetzen könnten. Klar, eine Vorlesung soll auch Spaß machen und kann durchaus auch auflockernde Entertainment-Elemente beinhalten, dies sollte aber nicht Selbstzweck werden.

Männer, die an Kreisen verzweifeln

Männer, die auf Kreise starren.

Disziplin, Selbstmotivation und Fokussierung sind die wichtigsten Eigenschaften, die jeder Studierende in Corona-Zeiten mitbringen muss. Als Dozent macht man einige, spannende Licht- und Schatten-Erfahrungen. Welche? Lesen Sie mehr im zweiten Teil des kleinen Streifzugs durch ein Semester virtuelle Vorlesungen.

Im letzten Beitrag habe ich ganz kurz meine Erfahrungen im ersten Drittel des Semesters geschildert. Kommen wir nun zum zweiten Drittel des Semesters. Der Prüfungsausschuss unserer Hochschule hat sich, um den Studenten entgegenzukommen, eine neue Prüfungsform einfallen lassen, das „Exam take Home“. Wesentliche Unterschied zu einer ganz normalen Prüfung war die Anforderung, dass die Studierenden eine eigenständige Leistung erbringen müssen. Eigentlich klar, denn eine Wissensabfrage ist Blödsinn, denn die Studierenden sitzen inmitten aller Unterlagen, das Internet mit allen Informationen ist nur einen Klick entfernt und selbst verständlich kann man auch mit allen KommilitonInnen die Aufgaben gemeinsam lösen. Nachdem die offizielle Bekanntmachung an das gesamte Lehrpersonal verteilt wurde, habe ich den Studierenden zu Beginn meiner Vorlesung die Anforderungen vorgestellt und war der irrigen Meinung, dass dies nur 10 Minuten dauert.

Moments of Truth: die Leistungsfähigkeit der Studierenden auf den Prüfstand gestellt.

Weit gefehlt. Ich wurde mit einer Menge von Fragen bombardiert, die mir doch ganz deutlich zeigte das mit den kurzen, dürren Worten des Prüfungsausschusses ein Konstrukt geboren wurde, dass eine nette Grundidee beinhaltete, aber bei weitem noch nicht bis zu Ende gedacht wurde. 60 Minuten später waren wir uns dann einig, dass wir das ganze Konzept einfach testen. Eine Woche später stand dann der Test an. Die Studierenden hatten ab 14:00 Uhr insgesamt 3 Stunden Zeit, um 2 Aufgaben zu lösen:

Männer, die auf Kreise starren.

Corona-Zeiten sind Lern-Zeiten. Die Studierenden sollen etwas lernen, aber auch als Dozent lernt man einiges dazu. Über Selbstständigkeit, Engagement und Selbstorganisation junger Menschen. Oder auch über das Fehlen dieser Eigenschaften. Begleiten Sie mich auf einen kleinen Streifzug durch ein Semester virtuelle Vorlesungen.

Es begann alles am 20. April. Um 9:45 Uhr hatte ich meine erste Vorlesung mit DFNConf. Obwohl der Betreiber vollmundig versprochen hat, dass der Dienst „auf den Bedarf von Forschung und Lehre zugeschnitten“ ist und „exzellente Audio- und Videoeigenschaften“ bietet, war diese erste Versuch doch von vorne bis hinten ein kleines Disaster. Ein Drittel der Studenten kamen nicht mal in die Vorlesung rein, ein Drittel hatten Audio- und/oder Videoprobleme, bei einem Drittel klappte es. Einer hervorragender Einstieg in das Semester. 

Die zweite Vorlesung an diesem Tag lief ohne technische Probleme, dank Microsoft Teams. Im Verlauf des Semesters stellte ich fest, dass MS Teams eben ein Konferenzsystem ist und kein Tool, um Vorlesungen zu halten. Zurück zur Vorlesung. 

Und leise jodelt es im Klausurenwald. Ausgabe Sommersemester 2019.

Sonntagabend hat mir Jodel wieder mal einen lustigen Abend verschafft. Obwohl dieses soziale Netzwerk in Deggendorf und Umgebung im Verlaufe der letzten Monate richtig langweilig geworden ist, zur Klausurenzeit kommt wieder etwas Bewegung in die verschiedenen Diskussionen. Die einen stellen fest, dass sie ihren Einschreibeschlüssel gar nicht wissen (Respekt, eine Woche vor den Klausuren festzustellen, dass man nie in unsere elektronischen Plattformen hineingeblickt hat), die anderen versenken sich so stark in das Tal des Jammerns, dass nicht mal mehr ein Haarschopf herausschaut. Und selbstverständlich kommen die unvermeidlichen Fragen, wie man sich auf bestimmte Klausuren vorbereitet. Überraschung, auch meine kommenden Klausuren waren wieder Thema, deswegen gönne ich mir einen Beitrag, indem ich alle Fragen direkt beantworte, öffentlich und ungeschminkt. Weiterlesen

Die Meilensteine auf dem Weg zum Untergang, das #Abstraktionsdefizit und die #Bildungspolitik

Hochschule 4.0: wo geht die Reise hin?Draußen hat es 36 Grad und in meinem Arbeitszimmer gefühlte 50 Grad. Der Ventilator läuft inzwischen in einer Lautstärke, da macht Musikhören keinen Spaß mehr. Aber der Mensch gewöhnt sich ja an alles, auch an die zukünftigen Klimakatastrophen-Standardsommer. Kommen wir wieder zum Punkt zurück, die Probleme der folgenden Generationen von Studierenden und letztendlich auch zukünftigen Arbeitnehmern. Wenn ich mir diejenige Klausur ansehe, die den Anstoß für den ersten Artikel dieser Reihe gegeben hat, dann fällt mir doch ganz stark auf, dass viele falsche Antworten auf das fehlende Abstraktionsvermögen der Klausurteilnehmer zurückzuführen waren, eben ein Abstraktionsdefizit. Darunter verstehe ich zwei Komponenten:

1. Die zunehmende Unfähigkeit, ein komplexes Problem in seine Bestandteile zu zerlegen, diese einer Lösung zuzuführen und damit das Gesamtproblem zu lösen.

Im Unterricht äußert sich dies in Hochgeschwindigkeitsantworten, die ohne nachzudenken einfach einmal in den Raum geworfen werden. Besonders ärgerlich ist Weiterlesen

Die Meilensteine auf dem Weg zum Untergang, das #Priorisierungsproblem.

Hochschule 4.0: wo geht die Reise hin?Im letzten Beitrag habe ich aus meiner Perspektive heraus den Ernsthaftigkeitsverlust der Studierenden thematisiert. Heute möchte ich mich etwas mit Priorisierungsproblemen befassen, die wiederum eng mit der Ernsthaftigkeit zusammenhängen. Inwiefern? Wenn ich etwas nicht ernsthaft betreibe, dann ist es auch nicht wichtig. Die Wahrscheinlichkeit, in der Prioritätenliste ganz nach unten zu rutschen, ist relativ groß. Im Folgenden werde ich ein paar Gründe vorstellen, mit denen ich dieses Ergebnis erklären möchte.

Grund #1: das Wissen bekomme ich im Internet, wenn ich es brauche.

Stimmt in gewisser Weise, auch ich heize Google in regelmäßigen Abständen an, um über bestimmte Themengebiete einen kurzen Überblick zu erhalten. Wer nun erwartet, dass er erschöpfende Informationen und ein ganzheitliches Bild erhält, der glaubt wahrscheinlich immer noch an das Christkind. Wenn es um wissenschaftliche Themen Weiterlesen

Die Meilensteine auf dem Weg zum Untergang, der #Ernsthaftigkeitsverlust.

Hochschule 4.0: wo geht die Reise hin?Den letzten Beitrag habe ich unter dem Eindruck einer nicht besonders gut ausgefallenen Klausur geschrieben und war sehr überrascht darüber, welches Echo er in den sozialen Netzwerken ausgelöst hat. Bis jetzt bin ich die Erklärung schuldig geblieben, jetzt gibt es den ersten Versuch einer Erklärung. Meiner Meinung nach haben die Studierenden in den ersten Semester einen Ernsthaftigkeitsverlust. Woran mache ich dies fest? Erstens anhand folgender Erlebnisse mit demjenigen Kurs, der die Weiterlesen

Es ist 8:49 Uhr und ich habe schon meinen ersten Horrortrip hinter mir.

Hochschule 4.0: wo geht die Reise hin?Ja, nach meiner ersten Stunde Klausuren korrigieren habe ich einen Horrortrip hinter mir. Zwei Drittel einer Marketingklausur habe ich bereits korrigiert und ich habe mich die ganze Zeit zwischen Unverständnis, Ärger und Verwunderung bewegt. Warum? Dieses Sommersemester hat sich eine Entwicklung fortgesetzt, die mir die eine oder andere nachdenkliche Minute beschert hat. Diese kalte Dusche ist, nach den tollen Erfahrungen mit meinem Schwerpunkt, ganz besonders unangenehm. Aber jetzt fange ich einfach mal von vorne an.

Ich habe eine relativ einfache Überzeugung: wer das Label Akademiker (in einem ersten Rutsch verbunden mit einem Bachelor, in einer zweiten Runde mit einem Master) haben möchte, der muss in der Lage sein, komplexe Probleme zu lösen. Wenn ich meinem Gegenüber jeden Schritt genau darlegen muss, dann habe ich einen Sachbearbeiter vor mir, der entweder nicht in der Lage oder nicht willens ist, selbstständig sein Hirn einzusetzen. In meinen beiden Führungspositionen während meiner Zeit bei Siemens, da hatte ich bis auf ein einziges Mal Glück, denn ich habe entweder leistungsfähige und leistungswillige Mitarbeiter eingestellt und/oder Weiterlesen

Auf ein Neues. Hurra, das Wintersemester 2017 beginnt.

Semesterbeginn Wintersemester 2017. Blick aus dem Fenster der technischen Hochschule Deggendorf

Heute ist der 1. Oktober 2017. Welch Überraschung. Aber immer wieder einer der wichtigsten Tage im Wintersemester, denn heute geht es wieder richtig los. Ich freue mich jetzt schon auf meine Marketing-Sessions, meine Vorlesungen im Master – hier habe ich wieder einiges umgebaut, um die Praxisnähe besser einzubauen – und selbstverständlich auf mein besonderes Highlight in diesem Semester, meinen Djing-Kurs. Endlich kann ich vielen begeisterten Studierenden die Kunst des Auflegens beibringen.

Nur noch ein kurzer Schwenk zum Schwerpunkt. Auch hier gibt es wieder einen äußerst spannenden Auftraggeber für unser semesterbegleitendes Praxisprojekt, die Passau Pirates. Während ich bis gestern Nachmittag mit Football noch nicht viel anfangen konnte, denn ich habe mich mit Sportart immer nur auf meinen Dienstreisen beschäftigt. Da ich keine Ahnung von den Regeln hatte, war es für mich immer ein ungerichtetes Weiterlesen