Männer, die an Kreisen verzweifeln

Männer, die auf Kreise starren.

Disziplin, Selbstmotivation und Fokussierung sind die wichtigsten Eigenschaften, die jeder Studierende in Corona-Zeiten mitbringen muss. Als Dozent macht man einige, spannende Licht- und Schatten-Erfahrungen. Welche? Lesen Sie mehr im zweiten Teil des kleinen Streifzugs durch ein Semester virtuelle Vorlesungen.

Im letzten Beitrag habe ich ganz kurz meine Erfahrungen im ersten Drittel des Semesters geschildert. Kommen wir nun zum zweiten Drittel des Semesters. Der Prüfungsausschuss unserer Hochschule hat sich, um den Studenten entgegenzukommen, eine neue Prüfungsform einfallen lassen, das „Exam take Home“. Wesentliche Unterschied zu einer ganz normalen Prüfung war die Anforderung, dass die Studierenden eine eigenständige Leistung erbringen müssen. Eigentlich klar, denn eine Wissensabfrage ist Blödsinn, denn die Studierenden sitzen inmitten aller Unterlagen, das Internet mit allen Informationen ist nur einen Klick entfernt und selbst verständlich kann man auch mit allen KommilitonInnen die Aufgaben gemeinsam lösen. Nachdem die offizielle Bekanntmachung an das gesamte Lehrpersonal verteilt wurde, habe ich den Studierenden zu Beginn meiner Vorlesung die Anforderungen vorgestellt und war der irrigen Meinung, dass dies nur 10 Minuten dauert.

Moments of Truth: die Leistungsfähigkeit der Studierenden auf den Prüfstand gestellt.

Weit gefehlt. Ich wurde mit einer Menge von Fragen bombardiert, die mir doch ganz deutlich zeigte das mit den kurzen, dürren Worten des Prüfungsausschusses ein Konstrukt geboren wurde, dass eine nette Grundidee beinhaltete, aber bei weitem noch nicht bis zu Ende gedacht wurde. 60 Minuten später waren wir uns dann einig, dass wir das ganze Konzept einfach testen. Eine Woche später stand dann der Test an. Die Studierenden hatten ab 14:00 Uhr insgesamt 3 Stunden Zeit, um 2 Aufgaben zu lösen:

Männer, die auf Kreise starren.

Corona-Zeiten sind Lern-Zeiten. Die Studierenden sollen etwas lernen, aber auch als Dozent lernt man einiges dazu. Über Selbstständigkeit, Engagement und Selbstorganisation junger Menschen. Oder auch über das Fehlen dieser Eigenschaften. Begleiten Sie mich auf einen kleinen Streifzug durch ein Semester virtuelle Vorlesungen.

Es begann alles am 20. April. Um 9:45 Uhr hatte ich meine erste Vorlesung mit DFNConf. Obwohl der Betreiber vollmundig versprochen hat, dass der Dienst „auf den Bedarf von Forschung und Lehre zugeschnitten“ ist und „exzellente Audio- und Videoeigenschaften“ bietet, war diese erste Versuch doch von vorne bis hinten ein kleines Disaster. Ein Drittel der Studenten kamen nicht mal in die Vorlesung rein, ein Drittel hatten Audio- und/oder Videoprobleme, bei einem Drittel klappte es. Einer hervorragender Einstieg in das Semester. 

Die zweite Vorlesung an diesem Tag lief ohne technische Probleme, dank Microsoft Teams. Im Verlauf des Semesters stellte ich fest, dass MS Teams eben ein Konferenzsystem ist und kein Tool, um Vorlesungen zu halten. Zurück zur Vorlesung. 

Hallo Sommersemester 2020!

Sommersemester 2020. Ein leerer Hörsaal in der Corona-Krise.
Ein Hörsaal in der Corona-Krise

Gestern hat das Sommersemester 2020 begonnen. Vor der ersten virtuellen Vorlesung in diesem Semester habe ich mir den Spaß gegönnt und einen unserer großen Hörsäle im A-Gebäude fotografiert. Die virtuelle Vorlesung kurz danach war ein einziger Reinfall, da ich das falsche System benutzt habe. Wie man mir am Nachmittag erzählte, war das DFNconf-System nie auf so einen solchen Ansturm ausgelegt. Ich hatte mich in der ersten Runde dafür entschieden, da ich im Wintersemester hervorragende Erfahrungen mit diesem Tool gesammelt habe. Aber die Erfahrung war mehr als ernüchternd: 1/3 der Studierenden hatte keinen Zugang, 1/3 entweder Bild oder Ton, bei 1/3 funktionierte es einwandfrei. Who said it would be easy. Die zweite Vorlesung am Nachmittag mit Microsoft Teams lief dafür deutlich besser. Interessant ist nur, dass alle Bedenken der Datenschützer in der Corona-Krise mal ganz kurz beiseite gewischt wurden, einfach um überhaupt einen Betrieb zu gewährleisten.

Wie wirken Stilmittel? Die Bachelorarbeit von Frau Julia Brunner.

Die Bachelorarbeit von Frau Julia BrunnerTja, wie wirken Sie denn? Eine Frage, auf deren Antwort unzählige Werbetreibende und deren Agenturen warten. Daher war ich natürlich Feuer und Flamme, als Frau Brunner im ersten Quartal diesen Jahres mit dieser Fragestellung bei mir erschien. Bereits während der konzeptionellen Gestaltung des Forschungsteils wurde mir klar, dass auf der Basis eines solchen, gut durchdachten Forschungsdesigns einige ganz spannende Antworten auf mich warten werden. Ich wurde nicht enttäuscht.

Frau Brunner wählte den Ansatz der Tiefeninterviews, was angesichts der kniffligen Fragestellung eine sehr gute Wahl war. In einen Fragebogen den subtilen Einfluss von Stilmitteln zu packen, wäre in diesem Falle nicht zielführend gewesen. Aber nicht nur die empirische Teil war sehr gut, auch die Aufbereitung der Literatur, die Ableitung konsistenter und logischer Hypothesen bewegten sich auf dem selben Niveau. Herzlich willkommen in der Hall of Fame, Frau Brunner. Hier das Interview:

Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?

Meine Bachelorarbeit mit dem Thema „Stilmittel als Instrument der Markenführung“ beschäftigte sich mit der Forschungsfrage „Durch welche Stilmittel der Werbung kann der Informationsüberlastung in einem gesättigten Markt, am Beispiel der Kosmetikbranche, begegnet werden, sodass die Werbung Aufmerksamkeit und infolgedessen Verständnis generiert?“

Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass die interviewten Personen unbewusst von bestimmten Stilmitteln gelenkt wurden. Zu diesem Urteil kam ich, nachdem ich bei jeder Weiterlesen

Morgen bekommt die technische Hochschule Deggendorf einen Globalisierungsorden.

TEDx@DITDer 9. November ist für einige Studierende eine Kombination aus Entspannung (endlich vorbei), Peak-Stress-Level und hoffentlich aus einer Riesenportion Stolz auf die geleistete Arbeit der letzten paar Monate. Um was geht es? Ähnlich wie vor 2 Jahren fand sich bereits letztes Jahr ein Studententeam zusammen, mit dem Ziel, einen TEDx-Event auf die Beine zu stellen: „Shaping the Future„. Ich finde den Grundgedanken ganz besonders toll, denn man kann viel über Globalisierung und internationale Ausrichtung der Hochschule schwadronieren, gemessen wird die echte Internationalisierung an ganz konkreten Taten. Und diese Event wird unserer Weiterlesen

Strategische Planung für Kleinunternehmen. Geht denn das? Ja, dies zeigt die Bachelorarbeit von Clementine Müller.

BachelorarbeitHeute darf ich wieder eine richtig tolle Bachelorarbeit im meiner Hall of Fame vorstellen. Frau Müller beschäftigte sich in der Abschlussarbeit mit der langfristigen, strategischen Planung von Fitnesscentern. Kein spannendes Thema, wenn man an die großen Fitnessketten denkt. Aber eine spannende Sache, wenn man versucht, für ein eigentümergeführtes, kleines und eigenständiges Fitnesscenter eine langfristige Positionierungsstrategie zu entwerfen. Der größte Teil der Kleinunternehmen beschäftigt sich mit solchen Themen überhaupt nicht, da oftmals weder die Werkzeuge noch das richtige Know-how vorhanden ist. Diese Lücke schließt Frau Müller mit ihrer Bachelorarbeit.

Ohne in überflüssige, theoretische Tiefen aufzutauchen , schafft sie es, mit den wichtigsten Werkzeugen eine sehr saubere und durchdachte Konkurrenzpositionierung vorzunehmen, um daraus die Stärken und Schwächen des betrachteten Unternehmens abzuleiten. Der zweite Baustein ihrer Arbeit ist eine kundenorientierte, zielgruppenspezifische Bewertung der verschiedenen Erfolgsfaktoren eines Fitnesscenters. Auch hier punktet Frau Müller wieder sehr gut. Die Ableitung der Erfolgsfaktoren erfolgt strukturiert, stringent und durchdacht. Auf Basis dieser Bausteine leitet sie in ihrer Arbeit klare, pragmatische und umsetzbare Empfehlungen ab, mit denen sich das betrachtete Fitnesscenter langfristig gegen die Konkurrenz behaupten kann. Eine schöne Arbeit, willkommen in der Hall of Fame.

Hier das Interview mit Frau Müller:

Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?

Mir war es besonders wichtig für die Entwicklung einer passenden Strategie nicht nur die strategischen Konzepte und Theorien aus der Literatur zu benutzen, sondern es war Weiterlesen

Die TM-Mausis und der Mythos Tourismusmanagement. Wie kann ein Beitrag so in die Hose gehen?

Gestern Abend bescherte mir Jodel einen ausgesprochen vergnüglichen Abend. Um 22:00 Uhr, nachdem ich mit dem Korrigieren einer Klausur fertig war, wollte ich mir meine wöchentliche Portion Jodel gönnen und zu meinem Erstaunen entdeckte ich eine ganz heiße Diskussion zu einem aktuellen Beitrag des Bayerischen Rundfunks zum Mythos Tourismusmanagement (siehe Link zum YouTube-Video). Alleine die Diskussion im sozialen Netzwerk brachte mich so zum Lachen wie schon lange nicht mehr. Weiterlesen

It’s time to say bye bye…

Abschiedsgeschenk des Schwerpunktes Internationales Marketing-und VertriebsmanagementSie kennen sicher den traurigen Moment, wenn man sich von etwas verabschieden muss, was wahnsinnig viel Spaß gemacht hat. Genau heute erlebe ich wieder so einen Moment. Jetzt sind sie fast alle weg. Nein, keine Angst, so traurig, wie sich gerade angehört hat, bin ich nicht. Aber ich sitze in meinem Büro mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

O.k., jetzt komme ich endlich zum Punkt. Ich möchte mich beim letzten Durchgang meines Schwerpunktes ganz herzlich für das tolle gemeinsame Jahr bedanken. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander, ganz besonders bei der Abschlussveranstaltung im Otto. Seitdem weiß sich, wer die heimlichen Entertainer bei mir im Schwerpunkt waren und was unter einer Black Story zu verstehen ist. Der ganze Abend war sehr kurzweilig und ausgesprochen lustig. Aber was mir noch viel mehr Spaß gemacht hat, war die Zusammenarbeit, die vielen konstruktiven Diskussionen im Unterricht und selbstverständlich auch die herausragende Leistung bei den Projektarbeiten.

Wie immer habe ich letztes Jahr im Sommersemester anhand von zwei harmlosen Projekten die Leistungsfähigkeit der ganzen Truppe getestet. In Summe war ich begeistert, so begeistert, dass ich mir ein richtig schwieriges Thema für das Wintersemester herausgesucht habe (siehe Beitrag im Dezember). Ich kann mich noch recht gut an die kleine Feier erinnern, die wir zum Abschluss des Sommersemesters hatten. Irgendwann zu später Stunde kam die Frage: „Herr Zich, was für ein Projekt machen wir denn im Wintersemester?“ Meine Antwort war: „Sie waren so gut, dass ich mir etwas richtig Schwieriges an Land gezogen habe.“ Und dann habe ich dem harten restlichen Kern (die anderen waren schon zu Hause) etwas über b plus erzählt. Das große Lob gab es schon im Dezember, aber hier noch einmal: was Sie abgeliefert haben, war spitze und hat dem Ruf der TH Deggendorf einen anständigen Vorschub geleistet.

Darüber habe ich mich immer sehr gefreut, wenn mein Schwerpunkt-Fanclub in großer Zahl bei meinen Gigs im C2 oder im Café Holler erschienen ist. Meine Damen, ich werde sie vermissen. Darüber hinaus hatte ich zum allerersten Mal (einziger Termin, der in der Woche noch frei war) einen Termin zur Besprechung der Bachelorarbeit von 20:30 Uhr bis 21:15 Uhr im Café Holler. Auch eine spannende Erfahrung, die man sicher wiederholen kann.

Zum Schluss noch einmal auf den Punkt gebracht: ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem restlichen Berufsleben, mögen alle Ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Ich hatte sehr viel Spaß, ich hoffe Sie auch. Ich werde immer sehr gerne an die gemeinsame Zeit zurückdenken. Und nun zum lachenden Auge: in einer halben Stunde habe ich zum allerersten Mal eine Vorlesung mit der neuen Runde meines Schwerpunktes. Ich bin gespannt und freue mich schon auf das kommende Jahr. Stay tuned.

Mehr zu diesem Thema…

Sind sie auch neugierig? Oder ungeduldig?

Die meisten Menschen werden jetzt wahrscheinlich sagen „Ja, das bin ich!“. Ganz besonders, wenn man ein paar Klausuren hinter sich hat und wie auf Kohlen sitzt, bis endlich die dämlichen Noten aushängen. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, denn die Wochen nach meinem Examen (Jahrtausende her, 1989) vergingen in einer quälenden Langsamkeit, vor allem weil ich damals der Meinung war, dass ich ein Fach richtig anständig in den Sand gesetzt habe. Daher kann ich sehr wohl nachvollziehen, dass man ganz gerne wüsste welche Noten man hat. So passiert es mir in schöner Regelmäßigkeit, dass Studierende anfragen, ob ich Ihnen denn nicht vorher die Noten sagen könnte. Wahrscheinlich sind die meisten dann furchtbar traurig oder gar sauer, wenn ich dieses Ansinnen rundherum ablehne.

Warum mache ich das? Der Hauptgrund ist der, dass ich zum Zeitpunkt der Korrektur Weiterlesen