Männer, die auf Kreise starren.

Ich bin dann mal (geistig) weg

Wie einfach ist es dagegen in einer virtuellen Vorlesung sich auszuklinken: Mikro aus, Bild aus – ich bin dann mal geistig weg. Und – haha – der Dozent sieht es ja nicht mal. Ich stellte fest, dass es ungemein schwierig bis unmöglich ist, bei einer Vorlesung mit 80 Teilnehmern überhaupt festzustellen, welcher Kreis mit den 2 Buchstaben sich heute schon gemeldet hat oder nicht. Um ein richtiges Tool für Vorlesungen aufzusetzen, wäre eine Filterfunktion „wer hat sich heute noch nicht beteiligt“ enorm wichtig. Microsoft Teams ist eben ein Konferenztool. Ganz besonders traurig fand ich immer den Moment, wenn ich feststellte, dass eine halbe Stunde nach dem offiziellen Ende der Vorlesung immer noch 5-6 Kreise in Microsoft Teams sichtbar waren. Aufwachen, die Vorlesung ist vorbei!

Eine Standardvorlesung bestritt ich mit 10-12 Studierenden (von 65-80 Teilnehmern), die sich wirklich per Audio meldeten, plus ein paar, die 2-Satz-Antworten per Chat lieferten. Es kamen in der Regel wenige Fragen und die Vorlesung wurde von der schweigenden Masse beherrscht. Vom Rest hörte ich nur einmal was. Ein Student hatte vergessen sein Mikrofon auszuschalten und ließ alle anderen Teilnehmer an seinen Übungsstunden mit dem Drumcomputer teilhaben. Er war so vertieft, dass ich ihn zweimal ansprechen musste, um eine Reaktion zu erhalten. Dann war aber wieder Stille. Mein Key-Learning lässt sich kurz und knapp zusammenfassen:

Vielleicht sind die Studierenden nur deswegen so gerne in Präsenzvorlesungen, weil da jemand ist, der Ihnen folgendes sagt: Handy aus, aufpassen. Selber schaffen Sie es nicht mehr.

Dafür blieben mir aber auch unangenehme Erfahrungen erspart, wie Müdigkeitsanfälle (die Studierenden müssen ihren Kopf auf den Tisch legen, weil er so schwer geworden ist), das Picknick im Hörsaal (das vorgekochte und in der Mikrowelle aufgewärmte Mittagessen konnte leider nicht in der Mittagspause gegessen werden) oder das Bier zur Entspannung am Nachmittag. Alles schon vorgekommen.

Selbstverständlich unterhielt ich mich auch mit Studierenden über deren Sichtweisen. Dazu aber mehr beim nächsten Mal.

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