Liebesbriefe aus dem virtuellen Outback – Achtung gefährlich kundenorientierter Spam!

Letzte Woche noch habe ich mich über die E-Mails meiner vollkommen unbekannten Kollegen aus der IT-Abteilung gefreut. Diese Woche habe ich noch mehr Grund zur Freude, denn ich habe wieder einige Liebesbriefe aus dem virtuellen Outback bekommen. Augenscheinlich haben einige der Spam-Produzenten Nachhilfe im Marketing genommen und ein anständiges Rechtschreibprogramm eingesetzt. Jedenfalls die meisten. Fangen wir doch mit den beiden folgenden Mails an:

Hello dear,
How are you doing,hope is well with you and your family? My name is miss bonna, i saw your profile Email today on Facebook and it really pleases me to write you for a lovely and sincere friendship even if we haven’t met or seen each other before. I will be so much appreciate to see your reply soon at my private email at ( bonnatamba1@hotmail.com ) so that we can share and know more about ourselves.
I shall appreciate an urgent response from you.
With lots of love from your new friend
bonna

Hello, dear my name is Hannah It ’s my pleasure to contact you after viewing your profile today on Facebook.com which really interest me to have communication with you I will be very happy if you can write me through my email for easiest communication and to know everything about each other, i will also send you my lovely pictures only if you contact me through my email (hannathiara@hotmail.com) please write me back in my private mail; (hannathiara@hotmail.com)
Thanks and God bless you.

Interessant an diesen beiden Mails ist, dass sie fast frei von Rechtschreibfehlern sind und darüber hinaus zwei verschiedene Zielgruppen ansprechen. Während die erste Weiterlesen

Spam als Sonderform des Dialogmarketings. Die Erhöhung des Gefährdungspotenzials oder ein paar Vorschläge zu deren Optimierung.

Vor kurzer Zeit landeten bei mir in meinem Hochschul-E-Mail-Account zwei E-Mails mit demselben Text, aber von zwei neuen Mitarbeitern unserer IT-Abteilung: ryno.lindkvist@bredband.net; Ahmed.Bouarramou@ac-creteil.fr. Nachdem ich mich 2 Sekunden lang gewundert habe, warum wir unsere Mannschaft um einen Schweden und einen Herrn aus Nordafrika oder aus den arabischen Ländern aufgestockt haben, ist mir aufgefallen, dass die E-Mails aus einer ganz anderen Ecke kommen und zur besonderen Werbeform Spam gehören. Nach einem kurzen überfliegen des Textes fallen natürlich die unvermeidlichen grammatikalischen und orthographischen Fehler auf:

Das Wartungsteam
Liebe Webmail Kontoinhaber, bitte updaten / upgraden Ihr Konto mit dem Link unten, um Ihr Konto vor ist blockiert / beendet vermeiden.
http://www.formdesk.com/iillllii/form1
Vielen Dank, und wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten
Copyright © 2015 Wartung Technische Support-Team

Der Grundgedanke ist wirklich nicht schlecht, vor allem wenn man sich die Zielgruppe „Mitarbeiter in größeren Unternehmen“ ansieht. Alleine die Überraschung, dass ein Kollege aus der IT-Abteilung sich mit „Liebe…“ meldet, löst wahrscheinlich eine solche Schockstarre beim Adressaten aus, dass er sofort den Link drückt und sich damit ein Pfund Viren auf den Rechner lädt. Wenn die Absender der Spam-Mail das ganze orthographisch/grammatikalisch richtig formulieren würden und den Adressaten wie folgt einfangen:

Lieber Kollege, uns ist aus Versehen ein kleines Malheur passiert und die wertvollen E-Mails ihres Chefs sind leider aufgrund einer Beschränkung ihres Kontingents irrtümlich auf unseren Servern in ihrem neuen E-Mail-Account geparkt worden. Wir entschuldigen uns wirklich aufrichtig für dieses Missgeschick und bitten Sie das neue Konto mit folgendem Link freizugeben…

So formuliert würde sich der Adressat wirklich nicht mehr aus der Schockstarre erholen und würde alle Links drücken, die in der E-Mail gelistet wurden.
Aber Gott sei Dank wird dies auf absehbare Zeit nicht passieren, es sei denn, die Spammer gehen in einen Texterkurs oder lernen endlich deutsche Rechtschreibung. Vor diesem Moment graut mir.

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Aussenwerbung trifft jeden, aber nur wenn man sie richtig macht.

werbung-trifft-jedenWagen wir doch nach dem Wochenende den Einstieg in die neue Woche mit einem meiner Lieblings-Negativbeispiele. Über diese Werbung ist garantiert der eine oder andere schon gestolpert – im übertragenen Sinne natürlich, denn die Outdoor-Werbung ist zu groß, dass man allerhöchstens mit voller Wucht mit ihr zusammen stoßen kann. Dann stimmt wenigstens der Claim – er trifft jeden. :-) Was mich an der Werbung stört? Es ist der zentrale Claim und die visuelle Umsetzung, kurzum alles an der Werbung.

Fangen wir mit dem Claim an: „Aussenwerbung trifft. Jeden.“ Das Wortspiel ist ja wirklich ganz nett. Aber wer gehört zur Zielgruppe dieser Werbung? Der Endverbraucher eher nicht, denn ihm ist es ziemlich egal, ob ihn die Werbung trifft oder nicht. Bleibt daher nur die Zielgruppe der Auftraggeber übrig. Mich würde als Auftraggeber nur interessieren, ob meine Botschaft ankommt. Dabei sind wir wieder bei einem geschickten Trick: verspricht nicht zu viel, wenn du es nicht halten kannst. Würden die Eigentümer dieser Plakatwände dagegen versprechen, dass die Werbung ankommt, dann wäre dies gelogen. Aber ist es denn nicht genauso gelogen, wenn man behauptet das Außenwerbung jeden trifft? Auf den ersten Blick erscheint diese Frage relativ philosophisch, aber die Botschaft erregt nur dann Aufmerksamkeit und verankert sich im Gedächtnis der Zielgruppe, wenn der Auftraggeber die Werbung richtig gemacht hat. Also doch am Ende eine leere Floskel.

Nun zur visuellen Umsetzung: um die leere Floskel noch in schöne Bilder umzusetzen, wurden  männliche wie weibliche Models mit Farbbeuteln beworfen.  Was das wirklich mit obigen Ausführungen zu tun hat, mag sich jeder selber beantworten. Wahrscheinlich steckt hinter der Kreatividee wieder ein Werber, der dreimal um die Ecke gedacht hat und dabei vergessen hat, dass  Werbung nur dann wirkt, wenn sie einfach ist. Die bunte Außenwerbung (bunte Farbbeutel)  treffen die Zielkunden  (leicht bekleidete Männer und Frauen mit guten Figuren). Wenn man etwas länger nachdenkt, macht das vielleicht einen Sinn, aber auch nicht wirklich. Denn eine Werbebotschaft, deren Sinn erst durch (intensives) Nachdenken erschlossen werden muss, hat schon verloren. Fazit: schön gemacht, aber eigentlich überflüssig.

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G9 Volksbegehren, die Freien Wähler und die Werbung: danke für die tolle(?) Werbung!

g9-freie-wahlerHeute habe ich wieder ein ganz ein schönes Beispiel, wie man mit der falschen Werbung ein interessantes Thema versenken kann. Im Sommer diesen Jahres haben die Freien Wähler mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass ihr G9-Volksbegehren leider nicht die 10 % Hürde erreicht hat. Hier ihr Statement:

München, 17. Juli 2014 (fw) Das G9-Volksbegehren der Freien Wähler hat die 10-Prozent Hürde nicht erreicht. Damit hat bereits das dritte Volksbegehren zur Schulpolitik hintereinander nicht die erforderliche Hürde genommen. Dennoch werden sich die Freien Wähler weiter mit unverändertem Engagement für die Weiterentwicklung des Gymnasiums und die Verbesserung des bayerischen Bildungssystems einsetzen: „Auch wenn wir uns mehr Eintragungen erhofft haben und sehr bedauern, dass wir für Schüler, Eltern und Lehrer ein G9 noch nicht verwirklichen konnten, haben wir mit dem Volksbegehren viel bewegt.“, so Prof. Dr. Michael Piazolo, Initiator des Volksbegehrens.

Wenn man etwas darüber nachdenkt, so ist der Ausgang dieses Volksbegehrens doch relativ verwunderlich, denn die meisten Eltern die ich kenne, sind gegen das achtjährige Gymnasium. Es fordert die Kinder sehr stark, teilweise über deren Leistungsgrenze hinaus. Macht Lernen unter diesen Rahmenbedingungen Spass? Nein!

Eigentlich hätten sich alle Eltern dagegen aussprechen müssen. Aber sehen wir uns doch die Werbung (siehe Abbildung) einmal genauer an. Der Appell an die Bevölkerung war kein Appell, geschweige denn ein Aufruf, sondern nur eine neutrale Feststellung: „Im Rathaus eintragen!“. Mehr gibt es über diese Werbung wirklich nicht zu sagen und der Urheber bekommt für den Rest des Jahres seine Süßigkeiten am Abend gestrichen. Halt, die hat er ja schon bei der Landtagswahl gestrichen bekommen.

Wäre es auch anders gegangen? Meiner Meinung nach ja, denn ein direkter Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Eltern (Verantwortungsvolle Eltern wählen dass G9! Schluss mit dem Schülerstress am Gymnasium) oder in Form eines Horrorszenarios (Wollen Sie, dass ihre Kinder weiter unter Schulstress leiden? Wenn ja bleiben Sie zuhause – wenn nein, gehen Sie zum Wählen!) in Kombination mit einem Call to Action (jetzt wählen, jetzt etwas für die eigenen Kinder und Enkelkinder tun) hätte meiner war nach mehr aufgeweckt. Aber in dieser Form war es nur eine Feststellung, die jeder damit beantworten konnte, dass er dies ja wüsste.

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Juppidu, Elena’s Schwester liebt mich jetzt auch noch!

Und wieder ein Spam-Bonbon der besonderen Art: die Schwester von Elena hat mir geschrieben, auch Sie möchte mich kennenlernen. Hier ihr Brief:

Hi, meinen Namen Irina. Meine Freundin aus der Stadt Balingen (Wahrscheinlich Elena?), in der Erde (Gibt es Minenarbeiterinnen in Balingen? Das riecht nach Ausbeutung!) hat Baden-Wurttemberg gesagt, dass du die Bekanntschaft mit das Madchen suchst (Ist mir neu, aber mach mal…), und ich bat die Weise (Wen? Die Weisen aus dem Morgenland? Intifada, Islamisten?), um sich mit dir zu verbinden (Schade, bin schon verheiratet).

Ich das einsame Madchen. Ich suche den Mann, und ich will lernt dich kennen. Mein Alter 30 Jahre, die Grosse neben (Sie steht neben sich, die Arme – kein Wunder bei dem schlechten Übersetzungsprogramm :-) ) 169 Zentimeter, das Gewicht die 56 Kilogramme, die Farbe des Haares – kastanien. Sage mir, und ich werde dir grosser (wie grosser? 14pt oder gar 48pt?) schreiben, und ich werde meine Fotografien schicken. Ich hoffe, dass ihr mir in der allernachsten Zeit antworten werdet (Das lasse ich bleiben!). Ich warte mit der Ungeduld auf euren Brief. Meine Personal-E-Mail: elenasolnce235@gmail.com (LOL, noch nie was von Trojanern gehört? Wer darauf reinfällt ist wirklich dämlich!) Ich hoffe, dass du wollen wirst, sich mit mir zu verbinden….
Die Auswahl hinter euch! (Ja, leider – du mich auch!)

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Informationsverarbeitung und Werbedesign – was jeder Werber über Lernpsychologie wissen sollte

Letztes Jahr habe ich in Zusammenarbeit mit einem Studierenden (danke Herr Delph) ein paar Videos produziert, um Lerninhalte kurz und kompakt anhand bewegter Bilder darzustellen. Hier ist das zweite Beispiel, eine Werbung die mir im Jahr 2012 im Dezember so oft negativ aufgestoßen ist, dass ich sie verarbeiten musste. Viel Spaß beim Anschauen.

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Guerilla-Marketing der derben Art: XXXLutz gegen Segmüller

Manchmal ist es schon spannend, welche bunten Blüten Guerilla-Marketing hervorbringt. Das folgende Beispiel habe ich als Tipp von einer Seminarteilnehmerin bekommen. Vielen herzlichen Dank Frau Löw. Ich verkneife mir einmal ausnahmsweise jeden Kommentar, bitte bilden Sie sich Ihre Meinung selbst:

http://www.b304.de/luftkrampf/43910.html

Probleme mit der Schnalle? Das dümmste Wortspiel der Woche von INFOFON.

vorderseite-schnalleDer erste Gedanke, der mir beim Betrachten der Vorderseite dieser Werbung in den Sinn kam war: jetzt bin ich einmal gespannt, was hier beworben werden soll. Die neueste Diät? Eine mitwachsende Hosenmarke? Nein, keine dieser angesprochenen Alternativen. Das Kopfschütteln kam mit der Betrachtung der Rückseite: hier soll für eine seriöse Beratungsstelle (INFOFON) geworben werden. Auf der Rückseite war zu lesen, dass hier Jugendliche anderen Jugendlichen helfen, die folgende Probleme haben: Essstörungen, Mobbing, Liebeskummer oder Schulden. Aber mal ernsthaft gefragt: ist das die richtige Weiterlesen

Produkt-Nerds at Work: die verschenkten Chancen bei der Markteinführung eines innovativen Produktes.

Gestern habe ich den Produkt-Nerd vorgestellt. Eine ganz und gar fiktive Person? Nein, es gibt tonnenweise Werbungen, die von diesen Nerds entworfen und freigegeben werden. Dazu ein Beispiel. Die Firma New Balance brachte vor einigen Jahren einen neuen Laufschuh auf den Markt: den New Balance Minimus. Ein innovatives Laufschuhkonzept für die Zielgruppe der ambitionierten Läufer. Sehen wir uns doch zuerst das Video an:

Betrachten wir zuerst den wichtigsten Dreh- und Angelpunkt, die Zielgruppe. Mir ist bei diesem Video nicht ganz klar geworden, wer nun eigentlich der Adressat sein soll. Als Weiterlesen

Ambush-Marketing der ungeschickten Art. Falsch verstehen, dann verdrehen, dann eine Pressemeldung daraus machen.

Gestern bin ich über einen dreisten Trittbrettfahrer gestolpert. Die Firma Ajedo Business Solutions hat ganz frech die Ergebnisse meiner Autohändlerstudie verarbeitet und als Aufhänger für die Vermarktung ihrer eigenen Produkte herangezogen. Die Argumentation ist an den Haaren herbei gezogen, aber lesen Sie selbst:

„Kommunikationschancen nutzen
Wie viel mehr Umsatz würde ein Autohändler wohl machen, wenn er mit dem Kunden häufiger im Kontakt stünde und unter Einsatz moderner Kommunikationsmittel wie Ajedo einen kontinuierlichen Kommunikationsweg beschreiten würde? Die Erkenntnisse der Studie lassen sich auf den gesamten Verkaufsprozess ausweiten: Viele Autohäuser vergeben die Chancen, mehr von ihren Kunden zu erfahren. Sie bauen keine Beziehung auf, keine Verkaufsbeziehung. Dabei wächst der Marktdruck ständig, denn Kunden sind über das zunehmende Know-how-Sharing im Web bereits gut informiert, z.B. welche Fahrzeuge zu welchem Preis mit welchen Leistungen angeboten werden. Das führt zu Um- und Abwanderungen von Stammkunden. An dieser Stelle kommt Ajedo zum Einsatz.“ Direktzitat aus der Pressemeldung http://www.sparego.de/nachrichten/kunde-droht-mit-auftrag/. Ähnlich auch: http://www.go-with-us.de/kunde-droht-mit-auftrag/ und http://online-zeitung.de/2014/02/18/kunde-droht-mit-auftrag/

Der Autor dieser Pressemeldung hat leider nicht ganz verstanden, was ich mit meiner Studie aussagen wollte, aber bei dieser Art von Ambush-Marketing war nur der Trittbrettfahrer-Effekt wichtig. Vielleicht kommt als nächste Meldung: Weihnachtsmann und Christkind in der CRM-Krise, mit Ajedo Business Solutions wird die Kommunikation mit allen Kindern deutlich leichter! Das gleiche könnte man auch mit dem Storch machen, der dann die Kinder mit den Produkten der Firma deutlich gezielter zu den richtigen Eltern bringen kann.

Meine Meinung dazu: Tools are for Fools! Wer es nicht schafft in der richtigen, realen Welt Beziehungen mit Kunden aufzubauen, der wird auch mit den tollsten Tools nichts anzufangen wissen. Außerdem haben die meisten Autohändler eine relativ gute Ausstattung an Tools vom Hersteller, die aber in der Regel nicht gefüllt und nicht genutzt werden.