Gestern ist der erste Artikel zu meiner dritten Verkaufskompetenzstudie aus dem Einzelhandel in der Zeitschrift sportFachhandel erschienen. Diesmal habe ich mir den Sportfachhandel vorgenommen, mit dem Schwerpunkt Fachkompetenz. Warum? In der Textileinzelhändlerstudie vom letzten Jahr zeigte sich ziemlich deutlich, dass die Fachkompetenz der VerkäuferInnen einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Kaufentscheidung ist. Frau Kittelhake war mir im Rahmen ihrer Bachelorarbeit dabei sehr behilflich.
Es ging darum, herauszufinden, ob die VerkäuferInnen in der Lage waren, in einem kurzen knappen Telefonat (Mystery Calling) eine Kundin mit konkreten Bedarf (ich brauche neue Laufschuhe) zu überzeugen, in den Laden zu kommen. Wer Ahnung von Laufschuhen und dem Laufverhalten der Kunden hat, konnte mit ein paar wenigen Fragen einen positiven Eindruck erzeugen, so dass der Anrufer in den Laden kommen würde. Auch hier waren die Ergebnisse nicht besonders schmeichelhaft für die Verkäufer. In diesem Beitrag möchte ich jetzt nicht die Studie nochmal zusammenfassen, sondern einen Schritt weitergehen und die Frage stellen: was passiert denn jetzt? Die meisten Sportfachhändler werden nichts machen und damit sind wir mitten im Thema, warum viele stationären Einzelhändler in der Zukunft von der Bildfläche verschwinden werden. Hier die Gründe:
- Anstatt die Chance zu ergreifen, fühlen sich wahrscheinlich viele Einzelhändler persönlich angegriffen: da ist wieder eine Studie erschienen, die uns schlecht macht. Man zieht sich in die Schmollecke zurück, schimpft über die blöden Professoren und legt die Studie ad acta, anstatt sich die Ergebnisse genauer anzusehen und nach Defiziten im eigenen Haus zu suchen.
- Ich schicke jetzt meine Mitarbeiter auf eine Schulung, damit die lernen, wie Sie richtig verkaufen. Ich hatte ein nettes Erlebnis im Sommer bei einem Vortrag, der sich an Eigentümer und Führungskräfte von Einzelhandelsunternehmen richtete. Hier entschuldigte sich die Eigentümerin (ich habe heute Abend keine Zeit) und meldete dafür 20 Mitarbeiter an. Die Treppe kehrt man immer von oben nach unten, wie der Volksmund so treffend sagt. Wenn der der Chef/die Chefin nicht alles vorlebt, warum sollte der Mitarbeiter dies dann umsetzen?
- Wir haben schon alles versucht, aber das bringt ja nichts. Beliebt auch die Abwandlung: ist doch alles Theorie, wir sind hier Praktiker. Damit werden strukturierte Vorgehensweisen weggewischt und man macht so weiter, wie man es immer gemacht hat. Eine Verhaltensänderung ist immer anstrengender und schwieriger als weitermachen wie bisher.
- Orientierung am Mittelmaß. Mit der Begründung, die anderen sind ja auch nicht besser, ist relativ schnell jede Verbesserung im Keim erstickt. Die meisten Einzelhändler haben gar nicht den Ehrgeiz, deutlich besser zu werden.
- Strohfeuer anstatt Kontinuität. Ich habe schon ziemlich oft Gespräche mit Einzelhändlern und auch Verkäufern geführt, die immer wieder zeigten, dass viele vielleicht etwas ausprobieren, aber ziemlich ungeduldig reagieren, wenn sich nicht sofort und morgen der Erfolg einstellt.
Ich hoffe, dass ich mich irre und jetzt endlich Bewegung in die Einzelhändler kommt.
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