Ein wirksames Mailling zum Organspendeausweis? Oder: sind Ihre Steuergelder damit richtig verwendet oder gar verschwendet?

Die Aufforderung, selbst zum Organspender zu werden, ist eine ernste und sehr wichtige Angelegenheit. Aus diesem Grund hat das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege letztes Jahr im Dezember ein Mailling an alle Haushalte in Bayern geschickt. Meiner Meinung nach wieder ein hervorragendes Beispiel für eine deutlich optimierungsfähige Werbeform:

  1. Zeitpunkt: wer hat denn vor Weihnachten noch den Kopf für Organspende frei. Eine Möglichkeit wäre gewesen, dieses Mailling nicht unter der Überschrift Herzensangelegenheit laufen zu lassen, sondern mit der Weihnachtsstimmung zu verbinden, gewissermaßen nach dem Motto: Schenken Sie anderen ein Stück Leben, indem sie Organspender werden.
  2. Adressaten: an sämtliche Bürgerinnen und Bürger in Bayern. Die bayerische Staatsregierung hätte die Adressen aller Haushalte, ein personalisiertes Mailling wäre kein Problem gewesen. Wer fühlt sich denn mit der Ansprache „sämtliche Bürgerinnen und Bürger in Bayern“ wirklich angesprochen?
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  3. Das Deckblatt – Herzensangelegenheit. Was soll denn das? Die Definition des Begriffes als Aufhänger für einen Organspende-Mailling? Fühle ich mich dadurch Weiterlesen

Endlich mal eine wahre Aussage in der Werbung: Lierac verspricht Falten und nicht deren Entfernung.

Letzte Woche ist mir ein ganz toller Werbe-Fauxpas vor die Kamera gelaufen. Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich schon mal eine Werbung der Firma Lierac verarbeitet, da mir der etwas zu arrogante Claim aufgestoßen ist. Bei dieser Werbung dagegen musste ich beinahe laut lachen, denn normalerweise versprechen die Kosmetikhersteller die Vermeidung von Falten und nicht deren Erzeugung (siehe folgendes Bild. Die Kombination der drei Wörter Falten-Spannkraft-Ausstrahlung ist einfach unfreiwillig komisch, denn sie birgt einen interessanten Widerspruch in sich. Hat man nun mit Falten mehr Ausstrahlung oder mit mehr Spannkraft? Und gibt es gespannte Falten? Vielleicht sind damit die Lachfalten des Testimonials gemeint? Wer das Rätsel auflöst, bekommt einen Keks.

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Wortspiele mit der Thomas-Krenn.AG: wir haben nicht nur Solutions, wir lösen auch das Problem. (Teil 3)

solutions_krennFür den dritten und letzten Teil meiner Würdigung der Kampagne der der Thomas-Krenn.AG habe ich mir meinen persönlichen Favoriten aufgehoben. In dieser Printwerbung findet sich ein intelligentes und hintergründiges Sprachspiel, das die inflationäre Verwendung des Begriffs Solutions in der IT-Industrie auf die Schippe nimmt. In den letzten 2 Dekaden hat jedes Unternehmen, das etwas auf sich hielt, Solutions entwickelt und dem Kunden angeboten auch wenn sich dahinter nur ein leicht angepasstes Standardprodukt verbarg. Mit diesem Motiv ist der Thomas-Krenn.AG wirklich ein guter Wurf gelungen. Warum?

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Technologiewerbung-Highlight der Thomas-Krenn.AG: Herr Seibold kennt SUSE besser als seine Frau! (Teil 2)

suse_krennIm ersten Beitrag zu einem Highlight der Technologiewerbung, gestaltet von der Thomas-Krenn.AG habe ich bereits angedeutet, dass sich viele Technologieunternehmen damit schwertun, neue Pfade zu beschreiten und in den seltensten Fällen außer technischen Features auch noch emotionale Aspekte in der Werbung adressieren. Das aktuelle Beispiel zeigt, wie man mit einem gezielten Schuss unterschwelligen Humors die Kompetenz des eigenen Unternehmens ganz unaufdringlich aber trotzdem nachhaltig bewerben kann.

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Ein Highlight in der Technologiewerbung: Eine Kampagne der Thomas-Krenn.AG (Teil 1)

festplatten_krennAufmerksame Leser meines Blogs werden festgestellt haben, dass Werbungen, die meiner Meinung nach wirklich gut sind, nur ganz selten in der freien Wildbahn vorkommen. Man muss schon etwas länger suchen, wenn man in der Konsumgüterindustrie kreative Werbeideen findet, die auch wirklich verkaufen. Umso erstaunlicher ist es, wenn man auf dem härtesten Pflaster für Marketer – Technologieunternehmen und ihre hoch technischen Produkte, die sich aufgrund der technischen Überlegenheit hier immer von alleine verkaufen – Beispiele für richtig gelungene und kreative Ideen findet.

Es freut mich ganz besonders, dass ich in dieser wenig kreativen Steinwüste ein paar richtig schöne Blümchen gefunden habe, die es Wert sind, genauer beschrieben zu werden. Um welche Firma geht es? Die Thomas-Krenn.AG aus Freyung im bayerischen Wald. Die Firma sieht sich als serviceorientierter Serverspezialist mit der Individualität eines Kleinunternehmens sowie der Qualität und Professionalität eines Großunternehmens. Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt, der sollte diesen Anspruch auch in der Werbung einlösen. Um es vorweg zu nehmen, meiner Meinung nach haben sie es geschafft. Bevor wir in die eigentlichen Werbungen einsteigen, noch ein paar Worte zur Zielgruppe.

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Der arroganteste Werbespruch der Woche: LIERAC macht schöne Mamas!

Bei einem abendlichen Spaziergang habe ich diese Werbung entdeckt und mich sehr stark über das Wording und den Absolutheitsanspruch gewundert. LIERAC hat zur Zeit ein Paket unter der Arbeitsbezeichnung „Junge Mütter“-Set im Programm, das einige Pflegeprodukte aus dem Portfolio zusammen mit einer hochwertigen Tasche enthält. Zu allererst bin ich über den Satz „Machen Sie schöne Babys“ gestolpert. Was ist denn das für eine Aufforderung? Jeder Betrachter kann sich sicher seinen Teil dabei denken, für mich ist es eine sehr unbeholfene Formulierung aus einem Aufklärungsbuch für Grundschulkinder.

LIERAC Werbung

Aber dann kommt für mich eine extrem arrogante Formulierung: LIERAC macht schöne Mamas! Das ist ja ein Bombenversprechen. Vor der Benutzung sieht die Kunden aus wie ein hässliches Entlein, nach der Benutzung werden sogar Halle Berry oder Gisele Bündchen blass vor Neid. Denn die Kundin ist jetzt viel schöner als vorher. Und was, wenn nicht?

Gehen wir die Sache doch anders an: Wenn die Produkte wirklich wirken (straffer, keine Cellulitis, etc.), dann wird sich die Kundin im Bikini wieder ohne Hemmungen zeigen Weiterlesen

Wie man dumme Sprüche und sinnfreie Werbungen vermeidet: die Rolle der Eigentümer und Führungskräfte

In meinem letzten Eintrag habe ich mich mit der verunglückten Werbung des Bundesgesundheitsministeriums zur Organspende beschäftigt. Da liegt doch die Frage auf der Zunge, wie so etwas zu Stande kommt? Es mag sich vielleicht etwas arg einfach anhören, aber es hat sehr viel mit den Einstellungen der Geschäftsführer, Eigentümer und Marketingleiter zu tun. Bei sehr vielen Firmen hat die Werbung einen sehr geringen Stellenwert, gewissermaßen nach dem Motto: „das machen wir so nebenbei, ist ja sowieso nur das bisschen Text, der notwendige Flyer, eine lästige Pressemitteilung oder die Information auf der Homepage„.

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Damit ist alles gesagt – der dümmste Werbespruch der Woche oder wie schnell man Chancen im Werbe-Nirwana versenken kann.

Letzte Woche habe ich mich etwas mit der ungeschickten Umsetzung von Werbezielen in Bildern und Texten beschäftigt. Diese Woche biete ich gleich noch ein zweites Beispiel aus derselben Quelle, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Allerdings wird auf dieser Outdoor-Plakatwerbung doch als zweiter Auftraggeber das Bundesministerium für Gesundheit genannt. Und was habe ich an dieser Werbung auszusetzen? Das Testimonial vielleicht? Vor allem meine Studentinnen waren der Meinung, dass der Herr Lanz ein sehr sympathischer Mann ist, daher sehe ich darin kein Problem. Layout? Klar, einfach, auf einige wenige Elemente reduziert, passt also auch. Also keine Anfängerfehler? Leider doch, und wie!Organspende

Sehen wir uns den Claim genauer an: „Damit ist alles gesagt.“ Was ist denn das für eine Aussage? Und vor allem: was soll damit gesagt sein? Wenn man ganz ehrlich ist – nichts! Besser wäre es gewesen, wenn Herr Lanz zum Beispiel gesagt hätte, dass er selbst Organspender ist. Es gibt in der Werbung eine ganz einfache Regel: wenn man als Werbetreibender nichts zu sagen hat, sollte man die Ausgaben für die Werbung auf Null reduzieren. Wenn man dagegen etwas zu sagen hat, dann bitte auch klar und deutlich. Ich persönlich erkenne keinen tieferen Sinn in der obigen Aussage, geschweige denn eine Botschaft, die mich zu einer Verhaltensänderung bewegen könnte.

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Gegen Masern geimpft? Ein Beispiel für die ungeschickte Umsetzung von Werbezielen.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Werbungen es gibt, die bei näherem Hinsehen grobe Anfängerfehler beinhalten und damit ihr eigentliches Ziel nicht erreichen. Für den heutigen Beitrag habe ich mir eine aktuelle Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgesucht. Es gibt sowohl eine Homepage als auch eine Outdoor-Version (siehe folgendes Foto). Fangen wir mit der Letzteren an.

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Die großen Plakate sind beim besten Willen nicht zu übersehen und die wirklich kreativ/positiv lustige Idee, verschiedene Personen bei der Suche nach dem Impfpass darzustellen zieht sicher die Aufmerksamkeit vieler Adressaten auf sich. So ist es mir auch gegangen, allerdings habe ich mich immer gefragt, was der Sinn dahinter ist. Erst vorgestern, als ich mir die Fotos der Werbung genauer angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass oben links ganz klein der Satz stand „Gegen Masern geimpft?“. Relativ leicht zu übersehen, wenn man sich nicht bewusst mit der Werbung beschäftigt.

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Ausnahmsweise eine kreative Faxspam-Idee – schade, dass nur keiner darauf reinfällt!

Endlich mal hat sich ein kreativer Geist die Arbeit gemacht und sich eine neue Idee für Fax-Spam-Aktionen einfallen lassen. Man könnte glatt darauf reinfallen, wenn nicht der ungeschickte Hinweis auf die entsprechende Anleger-Seite gewesen wäre. Schade, es hätte fast funktioniert.anlagetipps