Ich unterhielt mich in der Woche bis zur nächsten Vorlesung mit einigen Studierenden über meine Erfahrungen und holte mir im Gegenzug einige sehr interessante Informationen ab. Die überwiegende Meinung war, dass es den Studierenden langsam aber sicher zu viel wurde: zu viel Stoff, zu viel Eigenanteil bei der Erarbeitung des Stoffes, zu viel Eigenverantwortung. Einer meiner Kollegen fasste das wesentliche Problem in Form eines einzigen Satzes zusammen: die meisten Studierenden kommen mit der Einstellung „Studier mich“ an die Hochschule und erwarten gewissermaßen ein begleitetes Semester. So ähnlich wie begleitetes Autofahren. Vom Beifahrersitz kommen wertvolle Hinweise und Tipps zum Verhalten im Straßenverkehr. In einer normalen Präsenzvorlesung sitzt der Entertainer und Begleiter der Professor zwar nicht auf dem Beifahrersitz sondern steht vorne, dies ist aber nur eine unbedeutende Marginalie. Er/sie versucht eine dabei eine heterogene Menge an jungen Menschen erfolgreich durch das Semester zu lotsen. Ich im letzten Beitrag schon geschrieben habe, klappt dies ganz gut, indem man einfach in den Gesichtern liest. Mit ausgeschalteter Kamera funktioniert dies aber leider nicht.
Wenigstens waren auch einige Studierende so ehrlich und betrachteten dieses Semester als lockeres Semester. Die Einladung kam ja direkt auch vom Ministerium, das Sommersemester wird nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet. Darüber hinaus kamen mehr oder weniger direkte Ansagen aus diversen Gremien der Hochschule, dass man doch bitte sehr nachsichtig mit den (armen?) Studierenden umgehen sollte. Alles wurde gelockert, viel zu viel war erlaubt und man sollte bitte auch noch sehr nachsichtig korrigieren. Dies war einer der Momente, in dem ich mich ernsthaft fragte, ob das in-Watte-packen jetzt nicht etwas zu weit geht. Während Einzelhändler, Clubs, Gaststätten und Hotels in ein großes wirtschaftliches Loch fielen, konnten die Studierenden zu Hause bei Mami und Papi sitzen und mit mehr oder weniger Begeisterung den ganzen virtuellen Veranstaltungen folgen (oder auch nicht). Ein Student sagte sogar ganz direkt, dass er das virtuelle Semester ganz gut fände, denn er würde sich die Miete sparen und könnte sich am Ende des Semesters etwas tolles leisten.
Das ernüchternde Ergebnis dieses Tests diskutierte ich in der darauffolgenden Vorlesung mit allen Teilnehmern. Was dabei rausgekommen ist? Dazu mehr im nächsten Beitrag. Stay tuned.
Mehr zu diesem Thema…
- Personal Branding: Tutorium. Teil 4
- Personal Branding: Tutorium. Teil 3
- Personal Branding: Tutorium. Teil 2
- Personal Branding: Tutorium
- Personal Branding für die bildenden Künste: die Bedeutung des künstlerischen Werks
- Personal Branding für die bildenden Künste.
- Personal Branding: wie schlagen Sie sich im Vergleich zu Ihren Wettbewerbern?
- Der Podcast zum Artikel: 4 Fragen mit denen du dein Personal Branding Projekt in den Sand setzt.
- Personal Branding: wie relevant sind Sie für Ihre Zielgruppen?
- Personal Branding: auf 3 Säulen sollst du deine Personenmarke aufbauen…
Pingback: Männer die sich von Kreisen überraschen lassen. | christian zich