Letzte Woche bin ich mal wieder über einen ganz spannenden Artikel in der Süddeutschen Zeitung gestolpert (siehe Fotos). Kurz zusammengefasst: der neue Algorithmus wurde optimiert und neu angepasst (siehe auch folgender Link), so dass die Beiträge der Content-Produzenten eine höhere Chance im Newsfeed zu erscheinen, wenn Sie folgende Eigenschaften aufweisen:
- je besser die Beziehung zwischen dem Absender und dem Empfänger ist, wahrscheinlich gemessen in Interaktionen (Likes, Kommentare, geteilte Inhalte)
- je höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Post auch von den Freunden geliked, kommentiert oder geteilt wird.
Wie Herr Hermann in seinem Artikel schon bemerkte, ist es eine altbekannte Erkenntnis aus der Sozialpsychologie, dass sich Menschen am liebsten mit anderen Menschen umgeben, deren Einstellungen, Ansichten, etc. den eigenen relativ ähnlich sind. Übertragen auf soziale Netzwerke und kombiniert mit der Optimierung des Newsfeed-Algorithmus ergibt sich eine interessante Konstellation: jeder wird nur noch mit den Inhalten gefüttert, die seine eigene Einstellungen verstärken. Was heißt dies aber für das Marketing?
Bekomme ich immer nur eine Bestätigung der eigenen Einstellung, dann wird es für mich persönlich langweilig, obwohl vielleicht mein Freundeskreis mit dieser Langeweile gut leben kann. Mein Interesse würde sinken – ist ja immer nur dasselbe – und ich würde dann die Beziehung zu einer Fanpage aufkündigen. Übertragen auf das richtige Leben hieße das: ich mag Schnitzel, aber wenn ich es jeden Tag bekomme, dann hängt es mir irgendwann beim Halse raus. Hätte ich nur Schnitzelfreunde, Facebook würde mir nur Schnitzelposts bieten. Selbst wenn ich mich auf die Suche nach neuen Ideen machen würde, als einziger in meinem Freundeskreis würde ich – statistisch gesehen – untergehen. Die interessante Frage ist: berücksichtigt der neue Newsfeed-Algorithmus auch die Einstellungsänderung eines einzelnen oder nur der Masse?
Spinnen wir den Gedanken doch noch etwas weiter. Meine bevorzugte Schnitzelmarke kommt auf die Idee zu diversifizieren und bietet Pommes mit an. In diesem Falle würden meine Schnitzelfreunde begeistert liken und die Wahrscheinlichkeit wäre groß, dass meine Freunde diese Kampagne mittragen. Die Einstellungen der Zielgruppe hätte sich nicht geändert, denn Pommes passt ja gut zu Schnitzel
Würde dagegen meine Schnitzelmarke eine neue Linie mit gesunden Produkten auflegen, wahrscheinlich würden meine Schnitzelfreunde dann weder liken, noch kommentieren oder teilen. Unabhängig davon, wie relevant der Content ist, denn gesundes Essen tut jedem gut. Es entspricht aber leider nicht den Einstellungen der Zielgruppe. Will der Sender einer Botschaft eine Einstellungsänderung in Gang setzen, dann muss er richtig Geld in die Hand nehmen, um überhaupt beachtet zu werden, denn aufgrund des des Interesses der Zielgruppe fällt die Werbung von vornherein durch. Aber irgendwie muss Facebook ja auch Geld verdienen.
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