Seit dem letzten Sommersemester denke ich über einen Artikel nach, dessen Kernthema für alle Beteiligten sicher interessant ist. Um was geht es? Um studentische Interpretationen des Verhaltens von Professoren. Die Geschichte kurz erzählt: in einem Fach im letzten Sommersemester habe ich während der Vorlesungen zwei Themenbereiche intensiv behandelt. Auch in den letzten beiden Terminen vor der Klausur habe ich nochmal deutlich auf diese beiden Gebiete hingewiesen.
Trotzdem stellte ich beim Korrigieren der Klausuren fest, dass sich der Großteil der Studierenden in keinster Weise mit diesen beiden Themengebieten beschäftigt hat. Daher waren die Ergebnisse auch dementsprechend katastrophal. Durch Gespräche mit einigen Studierenden im Verlaufe der letzten Monate bin ich auf einige ganz interessante Verhaltensweisen gestoßen. Auf meine Frage, ob Ihnen denn nicht aufgefallen sei, dass ich diese beiden Themen immer wieder herausgehoben habe, bekam ich die Antwort: ja, im Nachhinein schon.
Was mich noch mehr erschreckte, war folgendes Statement: wir waren uns alle sicher, dass zwei bestimmte Themen in der Klausur dran kommen und haben alles andere rausgelassen. Ein interessanter Effekt, der dazu führte, dass mehr als 70 Studierende sich gegenseitig bestätigten und ein kollektiver Mut zur Lücke entstand. Gestern hat mir ein Student gesagt, dass man versucht, die Handlungen des Professors zu interpretieren. Nachdem ein ganzes Semester falsch gelegen ist, möchte ich mit den folgenden Tipps ein paar Hilfestellungen zur richtigen Interpretation des Verhaltens von mir und vielen meiner Kollegen geben. Here we are: die 6 geheimen Hinweise von Professoren zur Klausurvorbereitung:
- Nehmen Sie Ihren Professor ernst. Wenn ein Kollege sagt, er streicht nichts, dann wird es dies nicht machen; wenn er mehrmals auf gewisse Sachen hinweist, dann ist dies durchaus ernst gemeint. Wenn er zu Ihnen sagt, Sie sollen das Buch zur Vorlesung lesen, macht er keinen schlechten Scherz. Aber: wenn Sie im Unterricht Ihre Facebook-Freunde bespaßen oder im Internet surfen, bekommen Sie das natürlich nicht mit.
- Vertrauen Sie nie den Studierenden in ihrem Semester, wenn Sie behaupten: Sie hätten einen todsicheren Tipp für die Klausur. Kaum einer meiner Kollegen ist so dämlich, einem einzelnen Studierenden zu verraten, was er in der Klausur dran bringt. Mein Tipp: erschiessen Sie den Allwissenden sofort, dann kann er keinen Schaden mehr anrichten.
- Sehen Sie sich die Klausuren des Professors in der Vergangenheit an und versuchen Sie ein Muster zu erkennen. Manche Kollegen nehmen in regelmäßigen Abständen immer wieder dieselben Prüfungsfragen (mehr oder weniger leicht abgewandelt), manche Kollegen überlegen sich jede Klausur neu. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kollege ein solches Muster verlässt, ist eher unwahrscheinlich. Wenn die Studierenden im letzten Semester dies berücksichtigt hätten, so wäre Ihnen aufgefallen, dass ich nie das gleiche wie in der vorangegangenen Klausur bringe, sondern mir immer etwas Neues überlege. Wieso sollte ich davon abweichen?
- Vergleichen Sie den Stoff der vorangegangenen Semester mit dem des aktuellen Semesters. Wenn sich etwas ändert, könnte dies ein Hinweis für ein Klausurthema sein. Aber auch hier gilt: wenn Sie im Unterricht Ihre Facebook-Freunde bespaßen oder im Internet surfen, bekommen Sie das natürlich nicht mit.
- Versuchen Sie herauszufinden, durch welches Verhalten der Schwierigkeitsgrad der Klausur beeinflusst wird. Während es an der Uni relativ egal ist, wie viele Studierende im Hörsaal sitzen (und ob sie aufpassen oder nicht), spielt an der FH die Mitarbeit und das Interesse der Anwesenden durchaus eine Rolle. Ein Fach, das durch rege Interaktionen zwischen Studierenden und Professor geprägt ist, wird eine harmlosere Klausur zur Folge haben – denn dann ist der Dozent der Meinung, dass die Anwesenden etwas gelernt hätten. Versuchen Sie sich doch mal in die Rolle des Dozenten zu versetzen. Sie sollen einen seminaristischen Unterricht halten und stellen Fragen. Was passiert? Keiner antwortet. Ein Drittel starrt beim Fenster hinaus, ein Drittel ins Smartphone, ein Sechstel schläft und ein Sechstel denkt nach, ob es sich melden soll (tut es aber doch nicht, denn der Rest macht es ja auch nicht). Sie haben die Klausur selber in der Hand, machen Sie etwas draus! In gleicher Weise ist die Anwesenheitsquote zu beurteilen.
- Sagen und Meinen. Versuchen Sie nicht mit Gewalt zu interpretieren, was Sie denken, was der Professor gemeint haben könnte. Dazu ein ganz einfaches Beispiel: nehmen Sie einen beliebigen deutschen Text, geben ihn in Bablefish ein und lassen ihn nacheinander in Englisch, Französisch, Italienisch und dann wieder ins Deutsche übersetzen. Sie lachen sich tot, was für ein Kauderwelsch dabei herauskommt. Die einfachste Möglichkeit, herauszufinden was der Professor gemeint hat, ist in direkt zu fragen. Vermeiden Sie aber plumpe Formulierungen, wie „wenn Sie das jetzt dran bringen, dann…“
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