Umsetzung von Marketing- und Vertriebsstrategien Teil 5.3: wie vermeidet man Aktionismus? Erster Teil, die Maßnahmen-Matrix.

How to evaluate actionsVor einigen Jahren hatte ich die Gelegenheit, an einem Change Management Workshop eines mittelständischen Unternehmens teilzunehmen. Als die Sprache auf das Vorschlagswesen kam, berichteten die Geschäftsführer ganz stolz, dass sie insgesamt 1200 Verbesserungsvorschläge hatten. Bei 600 Mitarbeitern. Auf meine Frage, wie diese denn umgesetzt werden und vor allem wie viele denn schon realisiert wurden, herrschte auf einmal Stille. Es ist zwar schön, wenn das Verbesserungswesen so gut funktioniert, aber welches Signal wird an die ganze Organisation unterschwellig gesendet? Jeder von euch wird belohnt für die Idee, aber dann landet sie im Backlog und fristet das Dasein einer Karteileiche. Im letzten Artikel habe ich ganz kurz den ersten Schritt zur Vermeidung einer solch unüberschaubaren Menge von Verbesserungen angerissen: die Priorisierung der Maßnahmen im Rahmen des KVP. Trotzdem habe ich noch einen kleinen, aber wichtigen Punkt offen gelassen, der jeder Organisation dabei hilft, Schritt für Schritt schnelle Umsetzungserfolge zu realisieren, die Bewertung des notwendigen Ressourcenbedarfs. Währen in Verwaltungs- und Fertigungsbereichen die Verbesserungsansätze oft nur einen überschaubaren Aufwand zur Umsetzung benötigen, stellt sich die Situation bei Verbesserungen eines Geschäftsprozesses oft ganz anders da. Diese Projekte sind oft im Fokus des Top-Managements, man erwartet sich tolle Ergebnisse, etc. Ist daher ein ganz anderer Einstieg notwendig?

Nein, am Anfang steht genauso eine einfache, quantifizierte Bewertung des Erfolges und des Aufwandes für eine Maßnahme. Jedes Team sollte dazu angehalten werden, neben dem quantifizierten Erfolg (Kostenreduzierung, Zeitersparnis, Qualitätsverbesserung, Umsatzsteigerung, etc.) auch den Aufwand zu schätzen, der zur Umsetzung nötig ist. Es nutzt nichts, wenn man sich voller Begeisterung auf diejenigen Maßnahmen stürzt, die einen sehr großen Erfolg versprechen (Sie erinnern sich: mit Peanuts gibt man sich nicht ab), aber so aufwändig im Umsetzungsprozess sind, dass man Gefahr läuft, nie fertig zu werden. Bastelt man aus diesen beiden Dimensionen ein einfaches Management-Diagramm, so ergibt sich daraus eine 4 Felder-Matrix, mit 4 unterschiedlichen Strategien (siehe Abbildung):

1. Feld: wenig Aufwand, geringer Erfolg. Zum Üben für die Mitarbeiter durchaus geeignet; wenn eine Maßnahme in diese Kategorie fällt, und zwingend notwendig ist für die Umsetzung anderer Maßnahmen, sollte sie angegangen werden. Aber tendenziell fehlt in dieser Kombination der Hurra-Effekt, der die Organisation für weitere Aufgaben begeistert.

2. Feld: wenig Aufwand großer Erfolg. Die Juwelen im Maßnahmenkatalog. Nicht lange überlegen, anfangen und Erfolge einfahren. Aber bitte nicht alle auf einmal, sondern immer schön der Reihe nach.

3. Feld: hoher Aufwand, geringer Erfolg. Dies sind gewissermaßen die faulen Äpfel im Maßnahmenkatalog. In der Prioritätenreihenfolge sollten diese ganz am Ende stehen, es sei denn, deren Umsetzung ist die zwingende Voraussetzung für andere, vielversprechendere Maßnahmen.

4. Feld: hoher Aufwand, hoher Erfolg. Das sind die großen Klopfer, die immer im Fokus des Top-Managements stehen. Es wird immer sehr gerne vergessen, dass man zwar meist eine große Karriereschub mit der Umsetzung dieser Maßnahmen erreicht, sie aber doch einen großen Anteil der Ressourcen einer Organisation blockieren. Zusätzlich dauert der ganze Umsetzungsprozess eher etwas länger, daher muss man durchaus etwas Geduld aufbringen, bis sich die ersten Erfolge einstellen.

Im nächsten Beitrag geht es weiter mit dem AIP-Management. Stay tuned.

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