In meinem letzten Beitrag habe ich ganz kurz angerissen, wie ich letztes Jahr ungefähr zur selben Zeit auf die Idee kam, einen VHB-Kurs zu entwickeln. Nach dem ersten, vorsichtig positiven Signal aus Bamberg habe ich mich dann gegen Ende des Jahres 2017 intensiver mit den Kursinhalten beschäftigt. Als Marketer ist mir natürlich aufgefallen, dass viele DJs bzw. Künstler sich denkbar schlecht vermarkten bzw. von Anfang an nie über Marketing nachdenken. Gründe? Man ist ja Künstler und weist die schnöde Vermarktung der eigenen Person strikt von sich. Eigenartigerweise haben sie dann aber trotzdem kein Problem für jeden Gig eine hohe Gage zu verlangen, wenn sie dann wirklich mal berühmt sind. Und sie achten vor allem ganz eifersüchtig darauf, dass ihr eigener Name die richtige Größe im Vergleich zu den anderen Acts hat. Ich könnte es auch böse formulieren und behaupten, dass sie fehlendes Know-how mit dem Dasein als Künstler kaschieren und wenn sie dann berühmt sind, nach dem Motto gehen „was interessiert mich mein Käse von gestern“.
Daher war es für mich sonnenklar, dass ich das Thema Personenmarke mit allen Facetten (Skills, Persönlichkeit und Vermarktungsmöglichkeiten) in den Vordergrund stellen werde. Damit hätte ich als Zielgruppe DJs, problemlos erweiterbar auf alle Künstler. Diese Eingrenzung bereitete mir im Dezember 2017 zunehmend Schwierigkeiten. Eine Lösung zur Erweiterung der Zielgruppe musste her. Diese war dann in der ruhigen Zeit zwischen den Jahren auf einmal da. Mir wurde klar, dass es vom Prinzip her keinen Unterschied macht, ob ich als DJ bzw. Künstler erfolgreich sein möchte oder eine Fachkarriere in einem ganz normalen Industrie- oder
Dienstleistungsberuf anstrebe:
Basic Skills:
Ich muss bestimmte Skills beherrschen, um überhaupt mitspielen zu können. Als DJ sollte ich Beatmatching beherrschen, Übergänge gut hinbekommen und außerdem je nach Uhrzeit ein passendes, spannendes Set auf die Beine stellen. Wenn ich einen Job im Marketing möchte, sollte ich etwas Ahnung von Marktforschung haben, Reichweiten von Kommunikationsprogrammen berechnen können, die Werbewirkung von Kreativideen bestimmen können, und noch einiges mehr. Ähnliches gilt für Jobprofile in der Informatik, bei den Ingenieurwissenschaften, etc.
Advanced Skills:
Darüber hinaus kann ich mich mit ganz bestimmten Skills von der Menge der Konkurrenten absetzen. Als DJ kann ich mich mit Hardware-Gimmicks bzw. komplizierten Set-Ups beschäftigen und damit einen unverkennbaren Stil aufbauen (beispielsweise Chris Liebing) und meine eigene Musik produzieren. Sieht man sich die Top-DJs an, so wird man feststellen, dass kaum einer dabei ist, der nicht selbst produziert. Schwenken wir wieder zum Job im Marketing. Wenn ich wirklich Ahnung von Kundenpsychologie habe und dieses Wissen auch in der Bewertung und Entwicklung von Kreativideen zielgerichtet einsetzen kann, strukturiert die eigenen Marketingprozesse optimieren kann und schon erfolgreich Marken aufgebaut habe, dann unterscheide ich mich von meinem Mitbewerbern. Wenn ich zusätzlich noch die richtigen Sozialkompetenzen, Verhandlungsgeschick und Kreativität gepaart mit Struktur objektiv nachweisen kann, steht dem Erfolg nichts mehr im Wege. Ähnliches gilt für Jobprofile in der Informatik, bei den Ingenieurwissenschaften, etc.
Erkennen von Stärken und Schwächen in der eigenen Persönlichkeit.
Eine spannende Geschichte, die immer ganz gerne unter den Tisch gekehrt wird. Viele Menschen beschäftigen sich nur sehr ungern mit dem Thema, denn eventuell müsste man sich ja selbst auf den Prüfstand stellen und erkennen, dass man nicht so toll ist, wie man sich selber sieht. Ich möchte es einmal krass und direkt ausdrücken: wenn jemand zwar fachlich extrem fit, aber ein selbstverliebter, egoistischer und sozial inkompetenter Zeitgenosse ist, so wird seine Karriere mit großer Wahrscheinlichkeit eine überschaubare Sache bleiben. Aus eigener Erfahrung bei der Siemens AG und durch viele Kundenprojekte weiß ich, dass langfristig gesehen ein integrativer Managementcharakter, der es versteht seine Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern, mehr Erfolg haben wird.
Vermarktung
Aber was nützen mir meine ganzen Fähigkeiten und eine tolle Persönlichkeit, wenn ich mich nicht selber auf allen verfügbaren Kanälen darstelle. Gerade im Gegensatz zu meiner Studienzeit gibt es für Studierende heutzutage so viele verschiedene Möglichkeiten, sich und seine Fähigkeiten richtig gut darzustellen, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen. Angefangen bei einem aussagefähigen Facebook- und Instagram-Profil, über einen interessanten Blog und YouTube-Kanal bis hin zu einem Auftritt in der regionalen oder überregionalen Presse. In diesem Falle gilt für DJs genau das gleiche wie für jeden Arbeitssuchenden.
Am Ende dieser Überlegungen im Januar 2018 stand dann ein ganz einfaches Konzept, welches das Thema Djing als Blaupause für das ganze Thema Karriereentwicklung heranzieht. Einerseits ein interessanter Einblick in die Welt der Stars von heute, andererseits aber auch ein Lerneffekt für jeden Studierenden, der sich von Anfang seines Studiums an mit seiner eigenen Entwicklung beschäftigen möchte. Heute ist der Förderbescheid von der VHB in meiner Mailbox eingetroffen und damit ein wichtiger Meilenstein wieder erreicht. Wurde auch Zeit, denn in den letzten drei Wochen habe ich mich intensiv mit der Kursplanung, mit der Definition von Arbeitspaketen und ähnlichem Verwaltungskram beschäftigt. Trotzdem freue ich mich, zusammen mit meiner Mitstreiterin Professor Dr. Rafaela Kraus von der Hochschule der Bundeswehr in Neubiberg auf einen spannenden, interessanten und kreativen Kurs. Mehr darüber im Wintersemester. Stay tuned.
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