Amazon und die Erfindung der Social-Image-Waschmaschine

Amazon-Image-Werbung in der Süddeutschen Zeitung vom 28. November 2020

Am Samstag hat mir Amazon einen Schubs verpasst, um wieder einen Artikel über Werbungen zu schreiben. Bevor Sie weiterlesen, sehen Sie sich doch bitte einmal das Foto an und lesen genauer den Text. Kommt man hier nicht automatisch ins Grübeln und hinterfragt kritisch, ob diese Darstellung des Konzerns als ausgesprochen soziales Unternehmen wirklich glaubwürdig ist? Insgesamt ist diese Anzeige nicht schlecht gemacht, hinterlässt aber doch einen leicht irritierenden Eindruck. Warum?

Meiner Meinung nach hat das Unternehmen etwas zu dick aufgetragen bzw. den ganzen Sachverhalt durch einen ziemlich rosaroten Filter geschickt. Meiner Meinung nach fehlt ein ganz wichtiger Hinweis. Der Grundstein der meisten Karrieren ist die Leistungs- und Teamfähigkeit eines Mitarbeiters. Wer Ergebnisse bringt und sich positiv in ein soziales Umfeld integriert, steigt auf. Davon ist aber in dieser Werbung nicht die Rede, nur von der Bereitschaft des Mitarbeiters, sich zu verbessern. Diese Bereitschaft in allen Ehren, aber sie ist nur die Voraussetzung für eine Karriere, nicht der Garant.

Wahrscheinlich hätte die knallharte Realität nicht zu der positiven Darstellung der Persönlichkeit des Mitarbeiters gepasst. Es wäre aber ehrlicher gewesen, denn in der Wahrnehmung der Bevölkerung stehen amerikanische Unternehmen eher für ein gelebtes, teilweise hartes Leistungsprinzip.