Analysen sind schön, Konzepte auch, aber am schönsten ist doch die Umsetzung in der realen Welt. Herr Heizmann nahm eine der seltenen Gelegenheiten beim Schopfe, entwickelte und betrieb für das elterliche Unternehmen eine Fanpage auf Facebook. Die große Herausforderung bei dem Aufbau und Pflege einer solchen Seite ist – dies wundert sicher keinen – der interessante Content. Selbstverständlich kann man als Lebensmitteleinzelhändler jeden Tag die neuesten Angebote aus der Postwurfsendung vom Wochenende posten, aber dies wird leider für die Kunden sehr schnell langweilig und man hebt sich von der Konkurrenz nicht wirklich ab. Um sich wirklich von den Mitbewerbern zu unterscheiden, integrierte er von Anfang an die Mitarbeiter (= Multiplikatoren) und entschied sich für einen kurzweiligen Mix aus Rezepten, Vorstellung von interessanten Produkten und Neuigkeiten rund um den elterlichen Betrieb. Hervorragend war die akribische Vorarbeit des Studenten. Er überlegte sich relativ genau, welche Botschaften er über die Posts verbreiten wollte, wie sich der Markenkern des Lebensmitteleinzelhändlers darstellte und wie man diesen in Form von Bildern und Texten umsetzen kann. Was es gebracht hat? Aufmerksamkeit bei den Kunden, mehr Publicity, wie man an den Interaktionen gesehen hat. In Summe ein ausgesprochen erfrischender Ansatz, willkommen in der Hall of Fame.
Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?
Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Frage: Wie erfolgversprechend ist die Nutzung von sozialen Netzwerkplattformen für kleine und mittelständische Unternehmen unter Berücksichtigung der Relation von Aufwand und Nutzen und der Befriedigung der Bedürfnisse der Kunden innerhalb der sozialen Netzwerke? In der Zeit von Digitalisierung, Industrie 4.0, Automatisierung und vernetzten Prozessen muss sich auch das Marketing, die Geschäftsprozesse, die Unternehmenskommunikation und viele weitere Bereiche innerhalb eines Unternehmens angepasst werden. Ganz nach dem Motto: „Wer seine Marke nicht pflegt, liefert sein Unternehmen dem Preiskrieg aus.“ Daher gehört Marketing und Mittelstand genauso zusammen wie in der heutigen Zeit Marketing und soziale Netzwerke zusammengehören. Jedoch wurde nach ausgiebigen Recherchen schnell klar, dass viele kleine und mittelständischen Unternehmen die Social Media Präsenz stark vernachlässigen oder gar keine besitzen. Besonders viele kleine Unternehmen fühlen sich verunsichert und abgehängt. Die wichtigste Erkenntnis der Bachelorarbeit war, dass jedes Unternehmen mit etwas Zeitaufwand eine erfolgreiche Social Media Strategie entwickeln und umsetzten kann.
Wie kam Ihnen die Idee für Ihre Arbeit?
Social Media: Für viele Menschen ein alltäglicher Begriff. Aber warum haben viele kleine und mittelständischen Unternehmen keine oder eine schlecht durchdachte Social Media Präsenz. Die gewünschte Zielgruppe wird nicht erreicht und Geld sowie Zeit verschwendet. Mit meiner Bachelorarbeit wollte ich zeigen, dass auch kleine und mittelständische Unternehmen mit etwas Zeitaufwand und einer durchdachten Strategie ein starke Social Media Präsenz kreieren können. Diese Idee wurde durch Gespräche mit Herrn Prof. Zich bestärkt.
Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
Das Spannendste an der gesamten Bachelorarbeit war selbstverständlich der Praxisteil. Dieser bestand zunächst aus einer Unternehmensanalyse, Markendefinition, Ziel – und Strategiedefinition, Zielgruppenbestimmung, Reichweitenberechnungen sowie anschießend aus der konkreten Strategieumsetzung auf einer Social Media Plattform. Dabei konnte ich vieles praktisch anwenden, was durch den Studienschwerpunkt Internationales Vertriebs- und Marketingmanagement gelehrt wurde. Die Erkenntnis und die Fähigkeit, Gelerntes in der Praxis erfolgreich anwenden zu können stellt wohl einen Höhepunkt nach dem erfolgreichen Studium dar.
Welche Anregungen haben Sie am meisten beeinflusst?
Wertvolle Anregungen für die Umsetzung des praktischen Teils habe ich von meinem Freundeskreis sowie von Kollegen aus ähnlichen selbständischen Betrieben erhalten. Hierbei wurden viele verschiedenen Ideen umgesetzt und durch das direkte aber stets konstruktive Feedback analysiert. Dies half mir stets die Zielgruppe entsprechend zu erreichen. Zudem wurden Abstimmungstermine mit Herrn Prof. Zich vereinbart. Die Anregungen und teilweise auch kritischen Fragen von Herrn Professor Zich haben mir dabei sehr geholfen. Außerdem haben mich einige negative Beispiele von Unternehmen mit einer schlechten Social Media Präsents in der Umsetzung der eigenen Ideen und Vorstellungen beeinflusst.
Mit Firma oder ohne Firma geschrieben? Warum?
Ich schrieb die Bachelorarbeit mit dem elterlichen Betrieb zusammen. Zurückblickend war das eine sehr gute Entscheidung, da ich dadurch einen hohen praktischen Anteil vorweisen könne und zugleich die absolute Gestaltungs- und Umsetzungsfreiheit hatte.
Was war die größte Herausforderung bei der ganzen Arbeit? Wie haben Sie das gemeistert?
Die größte Herausforderung war die stetige Umsetzung der Social Media Strategie. Anfangs wurde von mir der Aufwand des Markenaufbaus etwas unterschätzt. Besonders in der ersten Zeit muss sehr viel Zeit in die erfolgreiche Umsetzung des Projektes investiert werden. Stets nach neuen und einzigartigen Ideen zu suchen und diese auch passend umzusetzen stellten wohl die größte Herausforderung dar. Jedoch können nach und nach mehr Informationen über die Zielgruppe gewonnen werden, sodass die Social Media Strategie sich stets dynamisch verändert und auf die Zielgruppe angepasst werden muss. Zudem müssen auch die Mitarbeiter in das Thema Social Media eingeführt und sensibilisiert werden, da eine Unternehmenspräsents andere Anforderungen und Ansprüche als ein privates Profil hat. Die Mitwirkung der Mitarbeiter an der Social Media Präsenz stellt hierbei die Grundlage einer authentischen und erfolgreichen Social Media Auftritt eines Unternehmers dar.
Haben Sie einen guten Tipp für gelungenes Zeitmanagement?
Eine solide Arbeitsvorbereitung, wie die Suche des passenden Themas, eine tiefgehende Literaturrecherche und die Planung von Meilensteinen stellen das Fundament einer guten Bachelorarbeit dar. Zudem sollte viel Zeit in eine ordentlich durchdachte Gliederung gesteckt werden. Dies erleichtert im späteren Verlauf die Ausformulierung der einzelnen Punkte ungemein. Durch das strukturierte Arbeiten kann sehr viel Zeit gespart werden. Nicht zu vergessen ist ebenfalls, das zum optimalem Selbstmanagement und Zeitmanagement auch immer die Work-LifeBalance oder in meinem Fall die Study-Life-Balance dazugehört. Das heißt, regelmäßige Belohnungen steigern die Motivation.
Wie viel Zeit haben Sie für die Bachelorarbeit insgesamt aufgewendet (in Monaten)?
Das erste Gespräch mit Herrn Professor Zich hatte ich Oktober 2017. Die Abgabe der Bachelorarbeit war Anfang März 2018. Die reine Bearbeitungszeit lag bei drei Monaten.
Was würden Sie heute anders machen?
Ich bin ein Fan davon, auch mal zu sagen: „Ich würde nichts anders machen.“ Egal ob man mit einem Projekt Erfolg hat oder eine Niederlage einstecken muss: Vergangenes lässt sich nicht ändern und die gewonnen Erfahrungen sind dabei unbezahlbar. In diesem Sinne würde ich heute alles wieder genauso machen.
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