Wie man die Praxis in die akademische Ausbildung integriert, oder: Marketing findet nicht im Hörsaal statt.

Letzte Woche Freitag war es so weit. Meine Studierenden aus dem Wahlfach Marketingpraxis haben mit meiner Unterstützung ein Experiment abgeschlossen. Was für ein Experiment? Wir wollten in der Praxis erforschen, was Einkaufserlebnis wirklich bedeutet. Diese Idee entwickelte ich im Verlauf der letzten Semesterferien. Getreu meinem Motto „Marketing findet außerhalb des Hörsaals statt, gehen Sie an die frische Luft und wenden das an, was ich Ihnen beibringe“  entwarf ich ein Unterrichtskonzept, das folgende Aspekte integriert:

  • die Studierenden sollten verstehen, mit welch einfachen Vorgehensweisen ein gutes Verkaufsgespräch im Textileinzelhandel zu bewerkstelligen ist.
  • die Studierenden sollten lernen, wie ein Verkaufsgespräch in seine Bestandteile zerlegt wird und damit einer empirischen Untersuchung zugänglich gemacht werden kann
  • die Studierenden sollten lernen, wie ein komplexer, umgangssprachlicher Begriff, wie Verkaufserlebnis, einer zielgerichteten, strukturierten und wissenschaftlichen Untersuchung zugänglich gemacht wird. Damit wird das subjektive Verkaufserlebnis zum ersten Mal objektivierbar aufbereitet.
  • die Kombination der ersten 3 Punkte bedingt selbstverständlich eine kurze, zielgerichtete Einführung in die qualitative Marktforschung. Auch dies ist ein Lerneffekt, den die Studierenden mitnehmen können.

Nachdem es relativ einfach ist, durch ein Mystery-Shopping diese qualitativen Forschungsmethoden auch in der wirklichen Welt auszuprobieren, lag es nahe, die gewonnenen theoretischen Erkenntnisse vor der Haustüre zum Leben zu erwecken. Im Rahmen der Entwicklung des Forschungsdesigns wurden nach dem ersten Brainstorming von jeder Studentengruppe ein Testfragebogen erstellt, der nach dem Test in Deggendorf in einen Referenzfragebogen übergeführt wurde. Jede Gruppe entwickelte einen Plot, der vorsah, dass immer 2 Studierende zusammen in ein Geschäft gingen und ein Kleidungsstück kaufen sollten. Selbstverständlich beinhaltete die Hintergrundgeschichte ein ständiges vor und zurück, es wurde der unentschlossene Kunde in den Vordergrund gestellt, der wirklich Beratung brauchte.

regensburg

Mystery Shopping in Regensburg

Hier waren die Modeberater gefordert, sie konnten neben ihrem verkäuferischen Geschick auch Einfühlungsvermögen und fundierte Fachkenntnis unter Beweis stellen. Um einen Vergleich zwischen verschiedenen Strukturen zu haben, besuchten wir neben der Landeshauptstadt München auch die Städte Regensburg (siehe Foto oben) und Landshut, ergänzt um einige Besuche im ländlichen Niederbayern.