Gibt es etwas motivierenderes, als die neue Woche mit einem Hall of Fame Beitrag zu beginnen. Es ist keine neue Erkenntnis, dass Internet-Shopping ein Massenphänomen geworden ist, allerdings ist es immer wieder aufs Neue interessant, sich zu fragen, welche Beweggründe hinter dem Kaufverhalten der Masse steckt. Aufgrund dieser Tatsache musste ich nicht lange überlegen, als Frau Kreilinger mich fragte, ob ich Ihre Masterarbeit betreuen würde. Die Arbeit ist nicht nur ein theoretisches Highlight (sehr sauber abgeleitet, umfangreiche Literaturrecherche), vor allem der empirische Teil ist ausgesprochen gut gelungen. Angefangen von der hervorragenden Ableitung der Hypothesen bis hin zur Auswertung (SPSS lässt grüßen) der Daten ist die Masterarbeit eine Meisterleistung. Was mich persönlich überrascht hat, dass doch 171 Befragte gesagt haben, dass sie keine Reise online buchen. Der Grund war dafür bei 80 % der Befragten der fehlende Ansprechpartner. Es gibt also noch Hoffnung für die Reisebüros. Willkommen in der Hall of Fame.
Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?
Eine wesentliche Erkenntnis meiner Masterarbeit ist es, dass vor allem innere und äußere Anreize sowie die subjektive Erwartungshaltung einer Person gegenüber einer Handlungskonsequenz die Entstehung von Motivation bestimmen. Sowohl interne (z.B. Erfahrungen) als auch externe (z.B. Kundenbewertungen) Informationen können das Entscheidungsverhalten von Konsumenten beeinflussen. Es konnten folgende Beweggründe bzw. Motive für das Buchen einer Reise im Internet in meiner Untersuchung identifiziert werden: Preisorientierung, Rund-um-die-Uhr Verfügbarkeit des Internets, Bequemlichkeit, Ablehnung von stationären Reisebüros, Vielfalt von Reiseangeboten im Internet, Kundenbewertungen bzw. als glaubwürdig erachtete Kundenbewertungen, Freude am Suchen und Freude am Buchen einer Reise im Internet. Zudem liefert die Arbeit Erkenntnisse, dass mit zunehmendem Bildungsabschluss die Wahrscheinlichkeit steigt, Reisen im Internet zu buchen und dass jüngere Personen eher preisorientiert sind als Ältere. Damit Reiseportale noch attraktiver gestaltet werden können, sollten insbesondere die Filter- bzw. Suchfunktionen um Auswahlkriterien erweitert und transparente Preise zur Verfügung gestellt werden.
Wie kam Ihnen die Idee für Ihre Arbeit?
Diese Idee kam mir während eines Gesprächs mit Herrn Professor Zich. Dieser stellte sich die Frage, warum immer mehr Menschen im Internet konsumieren, obwohl das vermeintlich so wichtige Kriterium der persönlichen Beratung dadurch mehr und mehr in den Hintergrund rückt. In diesem Zug kam mir die Idee, mein Hobby mit dieser Fragestellung und damit mit meiner Masterarbeit zu verknüpfen.
Eine meiner größten Leidenschaften ist das Reisen sowie die damit verbundene Planung und Organisation. Ich sitze oft stundenlang vor dem Laptop und recherchiere nach Reiseangeboten, stelle Flüge und Hotels individuell zusammen und vergleiche diese im Anschluss, um letztendlich ein für mich perfektes Reisepaket zu buchen. Hieraus entstand letztlich die Idee, anhand meiner Masterarbeit die Beweggründe für das Buchen einer Reise im Internet zu untersuchen.
Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
Am meisten hat mir die Vorbereitung der empirischen Untersuchung Spaß gemacht. Tagelang habe ich mich mit verschiedenen Fragestellungen beschäftigt, die ich nach und nach auf einem Notizblock aufgeschrieben und immer wieder überarbeitet habe. Anschließend philosophierte ich mit Freunden über einzelne Fragen und es folgten intensive Diskussionen zum Thema „Reisebuchung“, was letztlich zu einem in sich schlüssigen Fragebogen führte. Das größte Erfolgserlebnis für mich war in diesem Kontext, dass ich über 700 Teilnehmer für meine Umfrage gewinnen konnte. Mein Masterarbeitsthema hat offensichtlich bei vielen Menschen einen Nerv getroffen und Interesse geweckt.
Welche Anregungen haben Sie am meisten beeinflusst?
Am meisten haben mich tatsächlich die Anregungen von Herrn Professor Zich beeinflusst. Wir hatten in gewissen Zeitabständen Abstimmungstermine vereinbart und ich habe zielstrebig auf jeden einzelnen Termin hingearbeitet, um einerseits neue Erkenntnisse präsentieren und andererseits die noch offenen Fragen stellen sowie neuen Input generieren zu können. Ich war immer sehr aufgeregt und gespannt, was Herr Professor Zich von meinen Fortschritten halten würde und konnte danach effektiv weiterarbeiten. Die Anregungen und teilweise auch kritischen Fragen von Herrn Professor Zich haben mir dabei sehr geholfen.
Mit Firma oder ohne Firma geschrieben? Warum?
Ich habe ohne Firma geschrieben. Dies ist zum einen dadurch zu begründen, dass ich bereits seit über einem Jahr Werkstudentin in einem internationalen Großkonzern war und diese Arbeit uneingeschränkt fortführen wollte. Zum anderen wollte ich schon immer tiefer in die Marktforschung einsteigen und eine eigene empirische Untersuchung durchführen, ohne die Ziele eines Unternehmens berücksichtigen zu müssen.
Was war die größte Herausforderung bei der ganzen Arbeit? Wie haben Sie das gemeistert?
Die größte Herausforderung für mich waren die Anwendung von SoSci Survey (ein webbasiertes Tool zur Veröffentlichung meines Fragebogens) sowie die Auswertungen mit dem Statistik-Tool SPSS. SPSS war mir zwar aus meinem Bachelorstudium bekannt, der Einsatz von SPSS war aber für mich komplettes Neuland. Um fit im Umgang mit SoSci Survey zu werden, habe ich sämtliche Internetseiten durchforscht. Für die Auswertung mit SPSS wälzte ich zahlreiche Bücher, um sowohl die Anwendung, als auch sämtliche Berechnungen verstehen zu können.
Haben Sie einen guten Tipp für gelungenes Zeitmanagement?
Ich habe während meines Masterstudiums als Werkstudentin gearbeitet und dadurch gelernt, mich zu organisieren. Mein Wochenablauf sah folgendermaßen aus: drei Tage als Werkstudentin arbeiten, die restlichen Tage Vorlesungen, Selbststudium und Prüfungszeit. Da bleibt nicht viel Freizeit und diese freie Zeit muss gut geplant sein. Gerade in stressigen Zeiten wie zum Beispiel der Prüfungsphase sowie dem Schreiben der Masterarbeit war es für mich wichtig, mich mit Dingen zu motivieren, die mir Spaß machen. Die größte Motivation war bei mir, dass ich bereits lange vorher eine Reise in die USA geplant hatte und es daher mein Ziel war, die Masterarbeit bis dahin fertigzustellen. Ich wollte bei meiner Abreise den Punkt erreicht haben, an dem nur noch der Feinschliff gemacht werden musste. Die Motivation wurde immer wieder erneut angestoßen, wenn ich an die Reise gedacht habe und so konnte ich die Zeit für mich zufriedenstellend meistern. Daher mein Tipp: Klare Ziele definieren und sich selbst belohnen.
Wie viel Zeit haben Sie für die Masterarbeit insgesamt aufgewendet (in Monaten)?
Die ersten Gespräche mit Herrn Professor Zich hatte ich im März 2016 und abgegeben habe ich Ende September 2016. Die reine Bearbeitungszeit lag bei ca. 5 Monaten. Vor allem die Erstellung des Fragebogens bis zur Veröffentlichung sowie die Auswertung der Fragen war ein aufwendiger Prozess.
Was würden Sie heute anders machen?
Um ganz ehrlich zu sein: Nichts. Außer vielleicht meine Arbeit nicht in den Urlaub mitzuschleppen, da sie sowieso schon so gut wie fertiggestellt war. Irgendwann ist tatsächlich ein Punkt erreicht, an dem die wesentlichen Inhalte nicht mehr verändert werden können und nur noch der Feinschliff fehlt. Für das gute Gewissen hatte die Mastarbeit im Koffer dann aber doch eine sehr beruhigende Wirkung.
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