Landtagswahl 2013: Alternative für Deutschland: die Wahrheit und ein Passfoto für Deutschland

Ich gehe langsam in den Endspurt, es bleiben nur noch die SPD und die Alternative für Deutschland. Heute Morgen steht Letztere im Fokus. Ein Newcomer in der Parteienszene, der nichts zu verlieren, sondern nur etwas zu gewinnen hat. Dass es mit dieser Partei aufwärtsgehen soll (behaupten die anderen auch, also kein Argument, das Wettbewerbsvorteile verspricht) verdeutlicht das Logo mit dem roten Pfeil nach oben. Genauso wie die FDP hat auch diese Partei ein paar Botschaften zu bieten. Aber sehen wir uns das Wahlplakat am Ende von Egg, kurz vor dem Ortsschild von Edenstetten einmal genauer an.

alternative_fuer_deutschland_text.Wahlplakat „Mut zur Wahrheit“: welcher Mut? Und welche Wahrheit?

Hier machen die Newcomer genau den gleichen Fehler wie die etablierten Parteien. Es wird in großen Lettern ein mehr oder weniger sinnloser Spruch auf das Plakat geknallt. Ein kurzer Blick auf die Homepage des Bundesverbandes zeigt, dass sich dieser Spruch nicht auf der Seite wieder findet. Auch hier gibt es für die Marketingverantwortlichen der Partei die nächsten 5 Wochen keine Süßigkeiten mehr, denn die Beibehaltung des Markenclaims ist eine Anfängerübung im Rahmen der Markenführung. Was bedeutet dieser Satz nun? Mut, sich einzugestehen, dass Harry Potter wirklich nur eine fiktive Person ist und nicht im Reihenhaus nebenan wohnt? Oder den Mut, der grausamen Wahrheit ins Gesicht zu sehen, dass Weißwürste auch nach 12:00 Uhr noch genossen werden können? Ein Anfängerfehler, der voraussetzt, dass sich der Adressat wirklich mit der Aussage beschäftigt oder vielleicht irgendeinen Bezug zum Wahlprogramm herstellt. Wie ich meinen Damen und Herren Studenten immer versuche beizubringen: gehen Sie nie davon aus, dass der Empfänger der Werbung sich mit ihr wirklich beschäftigt. Kurzum: versenkt.

Walternative_fuer_deutschland_bild.ahlplakat Rudolf Weiss: die Layout- und Passfotokatastrophe.

Bei der Betrachtung dieses Wahlplakates fällt als allererstes auf, dass irgendjemand versucht hat möglichst viel Informationen ohne große Struktur auf dieses Plakat zu bringen. An sich sehr löblich, aber diese Plakate sollen ja schließlich auch im Vorbeifahren lesbar sein und nicht nur, wenn man direkt davor steht. Positiv ist wenigstens die Wiederholung des Claims (Mut zur Wahrheit) und wer willens ist, sich mit dem 2. Satz auch noch zu beschäftigen, der bekommt jetzt die Auflösung: „der Euro: wer spart, verliert!“ Was für ein Bombensatz. Jeder, der schon mal das Wort Inflation gehört und sich die Zinsen von den Banken besorgt hat, weiß, dass Geld seinen Wert verliert. Eine solch bahnbrechende Einsicht gehört wirklich ganz nach vorne auf ein Wahlplakat. Die größere Katastrophe ist für mich aber das Foto; hier die Hintergrundgeschichte von unserem Starfotografen F. Oto:

FO: Servus Rudolf, wie geht es dir?

RW: ————————-

FO: so stressig? Was? In 10 min sollen wir das Foto über die Bühne bringen? Das geht wirklich nicht.

RW: ————————-

FO: also gut, gibt mir dein Passfoto. Wie alt ist denn das schon? Ah! Gut, Servus – aber beim nächsten Mal machen wir ein richtiges Foto.

Summa summarum: Anfänger genießen Welpenschutz, aber beim nächsten Mal machen wir das deutlich besser: bessere und professionellere Fotos, klares Layout, weniger Text und einen anständigen Claim mit einer wirklich guten Aussage.