Steigen wir richtig ein. Das Plakat der Bayernpartei war nur eine einfache Runde zum Aufwärmen. In diesem 2. Teil bekomme ich tatkräftige Hilfe von meinem guten Freund F. Oto, dem Politiker-Starfotograf. Ich bin ganz besonders glücklich, dass er aus dem Nähkästchen plaudert und die Dialoge wiedergibt, die zu einigen Politikerfotos geführt haben. Aufgrund der aktuellen Problematik mit der NSA sehe ich mich leider gezwungen, die Antworten der Politiker herauszunehmen. Am Ende schaut sich Obama noch die geheimen Tricks unserer niederbayerischen Politikprominenz ab. Und das wollen wir nicht. Los geht’s.
2. Teil meiner Werbeanalyse, die Freien Wähler: „Herzlich willkommen auf der Website der FREIEN WÄHLER Bayern. Die FREIEN WÄHLER sind seit Jahrzehnten eine wichtige Kraft in der politischen Mitte. Wir setzen auf eine Politik, die jenseits aller Parteiideologie den Menschen in den Mittelpunkt rückt.“ (Quelle: http://www.fw-bayern.de/) Dies ist der 1. Satz auf der Homepage der Freien Wähler und getreu diesem Motto schreibt die Partei auch keine Sprüche auf die Wahlplakate sondern verlässt sich ganz darauf, dass der Mensch wirkt. Dies setzt jedoch bei den Betrachtern aber voraus, dass er weiß, für was der Kandidat steht. Hätte er/sie jedoch keine Informationen, so sieht er nur ein Gesicht – ohne Aussage, ohne Botschaft, ohne Verkaufsargument. Meiner Meinung nach ein grober Werbeschnitzer. Selbst ein Markenartikler mit einer hohen Bekanntheit schreibt immer noch den Markenclaim auf seine Werbung. Aber sehen wir uns doch die Plakate in den weltberühmten Orten Weibing, Edenstetten und Egg an.
Wahlplakat Dr. Georg Meiski: man sieht, dass der Kandidat entweder nichts zum Lachen hat oder nicht gerne lacht. Ich persönlich würde dem Fotografen für die nächsten 5 Wochen die Süßigkeiten streichen. Ach du warst das, F. Oto. Von dir hätte ich mehr erwartet. F. Oto über das Fotoshooting:
FO: Servus Georg, wie geht es dir?
GM:———————–
FO: so schlecht, ja als Richter hat man’s halt eben nicht leicht. So, jetzt setzen wir uns aber hin und machen ein nettes Foto. Jetzt komm, lach halt mal. Nein, nicht die Zähne zusammenbeißen – Lachen sollst! (Nachdenken) Jetzt hab ich’s: wie machen es die Leute aus der Zahnpastawerbung?
Klick! Fast genauso toll wie in der Werbung. Lassen wir so. Georg, bis zum nächsten Mal.
Wahlplakat Stefan Kaiser: Lieblings-Schwiegersohn aller niederbayerischen Mütter.
FO: Servus Stefan, warum schaust du denn so traurig?
SK:———————–
FO: ach so, wirklich arg schlimm. So, jetzt setzen wir uns aber hin und machen ein nettes Foto. Jetzt komm, lach halt mal. (Denkt nach) Jetzt hab ich’s: nach der Wahl kannst du wieder auch was cooles anziehen und musst nicht immer in den Trachtenklamotten rumlaufen.
Klick! War doch nicht so schwer.
Wahlplakat Sedlmeier/Oswald: die niederbayerische Version von Bonnie and Clyde; schießen wir auf die großen Parteien…
FO: das war nicht von mir, das war ein Schnappschuss vom Kollegen; beim letzten Volksfest als die beiden Autoscooter gefahren sind. Den Autoscooter haben wir dann rausretuschiert und die beiden zusammengerutscht.
Das Plakat von Ludwig Waas lassen wir unter den Tisch fallen, es ist das einzige, zu dem mir nichts böses einfällt. Er kann lächeln und authentisch freundlich schauen.
Zusammenfassung: keine Botschaft, keine Verkaufsargumente – die Freien Wähler machen es sich in ihrer Werbung relativ einfach und setzen stillschweigend voraus, dass der durchschnittliche Betrachter die richtigen Informationen den richtigen Personen zuordnet. Wenn er/sie aber keine Informationen hat, dann geht die ganze Kampagne ins Leere und der Betrachter regt sich nur über die vielen Gesichter auf. Ich bin noch am zählen, aber die meisten Plakate stammen von dieser Partei. Meine Damen, meine Herrn, da gibt es noch viel zu tun, denn sie wollen Kunden (sorry Wähler, das ist ja was gaaaaaanz anderes) gewinnen und nicht nur Geld in Form von Wahlplakaten beim Fenster rauswerfen. Darüber hinaus sind die Fotos nicht professionell genug geschossen, da hätte die Partei deutlich mehr Zeit und Geld investieren sollen. Auch das Layout könnte eine Überarbeitung vertragen. Zugegeben, die Freien Wähler waren ein gefundenes Fressen für mich.