Was für ein Zirkus: Langeweile in einen Text gegossen.

Outdoorplakat SoundCircus DeggendorfNach der kurzen Analyse des Outdoorplakates konnte ich mir nicht verkneifen, den Text zur Veranstaltung (https://www.facebook.com/events/704603092985342/) genauer anzusehen und ich war überrascht: es geht weiter mit den Anfängerfehlern, denn der Text zur Veranstaltung ist so nüchtern geschrieben, der könnte sogar von einem Versicherungsunternehmen kommen. Nun zu den einzelnen Textteilen.

„SOUND CIRCUS Deggendorf
/// Electronic Indoor Festival ///
Freitag 4. Dezember 2015
Deggendorfer Stadthallen
Die Deggendorfer Stadthallen und das Team vom Sound Circus Deggendorf sowie unsere Kooperationspartner RedBull, CocaCola und Arcobräu laden ein zum ersten Deggendorfer Indoor Festival!“

Um die Aufmerksamkeit des Adressaten zu fesseln, fängt man doch einen Text mit dem interessantesten Benefit (Initial Benefit) an und nicht wie eine 08/15-Bewerbung für ein Praktikum bei der Sparkasse. Außerdem ist es doch klar, dass die Veranstalter einladen. Nachdem aber der wirkliche Benefit der Veranstaltung nicht aus dem Text hervorgeht, gibt es auch keinen Vorschlag, wie es besser gehen könnte.

 „Neben lokalen DJ Größen aus München, Passau, Regensburg, Simbach und Deggendorf haben wir auf dem Event noch etwas ganz besonderes für euch im LineUp. Eine Festivalgröße direkt vom Tomorrowland. DJ Niels van Gogh live on Stage.“

Lokale DJ-Größen heißt doch nichts anderes als: die gleichen, die immer hier spielen. Wie spannend. Wie wäre es denn mit „… freuen sich auf euch…“ oder „… heizen euch ein…“. Dann auch noch eine Festivalgröße, die ziemlich langweilig angekündigt wird, gewissermaßen, nach dem Motto: „ach ja, haben wir auch noch….“ Wie wäre es denn mit „…ein Garant für geile Stimmung ist…“ in Kombination mit „… wir haben keine Mühen und Kosten gescheut und extra für euch…“. Zeigt Wertschätzung und Engagement. Das Video von Nils Van Gogh passt aber ganz gut, denn es ist anscheinend beim Warten in der McDonalds-Drive-In-Schlange schnell gedreht worden. Rückschlüsse auf die Begeisterung des Künstlers sind durchaus erlaubt. Wenn ich mich auf einen Event freuen würden, meine Ankündigung sähe anders aus. Wie? Stay tuned.

 „Wir verwandeln die Deggendorfer Stadthallen im Zuge des Sound Circus in eine animalisch gestaltete Zirkuslandschaft mit Artisten und Akrobaten. Zudem haben wir unter anderem eine aufwändige Lasershow, CO2 Kanonen, Neonsticks sowie Crowdballs für euch im Einsatz um in die richtige Festival Stimmung zu kommen.“

Whooppie. Was für Textschmankerl: „animalisch gestaltete Zirkuskandschaft“. Im Duden ist zu animalisch folgendes zu lesen: 1) vom Tier stammend, tierisch; 2) tierhaft, urwüchsig-kreatürlich 3) triebhaft. Was muss ich mir darunter vorstellen? Disco im Kuhstall; oder noch schlimmer: EDM zwischen Pferdebollen? Hätte der Texter doch mal in den Duden gesehen. Laser, CO2-Kanonen und Neonsticks hat inzwischen jede Dorfdisco im Programm, wo ist der Unterschied?

„Um für laufend frisch gemixte Getränke zu sorgen versammelt sich am Freitagabend nahezu die gesamte Deggendorfer Nachtgastronomie in den Deggendorfer Stadthallen. So haben unter anderem der Club Barcode, das Baby Love, das Liquid sowie die Szenebars Aurum, Stierbar und die gerade neu geöffnete Galerie an diesem Abend ihre Bars in der Stadthalle aufgebaut.“

Frisch gemixt ist nichts besonderes, denn ich möchte ja nicht den Cocktail, der von letzter Woche noch übrig geblieben ist. Wo bleibt das Alleinstellungsmerkmal? Machen alle das gleiche wie immer oder: „Extra für diesen Event haben sich …. tolle neue Drinks überlegt: …. “ Klingt doch gleich anders.

„Auch ein Popkornstand wie in einem Zirkus üblich sowie der Wagen der Pizzahelden für den kleinen Hunger zwischendurch dürfen natürlich nicht fehlen.“

Toll, Popcorn und Pizza gibt es auch. Kann ich aber zu Hause auch haben. Alleinstellungsmerkmal? Eher nein. Grund hinzugehen? Für mich nicht.

„Auf dem 3000 m² großen Gelände entstehen zudem eine Vielzahl an erhobenen Loungen sowie exclusiv gestaltete Bühnen für unsere DJ´s und Showacts.“

Aus 3000m² kann man „riesiges Gelände“ machen, vielleicht in Kombination mit „noch nie da gewesen“. Dann wird etwas draus und anstatt „erhobene Loungen“ zu thematisieren, den eigentlichen Effekt „hast du den Überblick über alle Dancefloors, schwebst du über der Crowd, o.ä.“ in den Vordergrund stellen. Klingt gleich viel besser. Und was ist mit den exklusiv gestalteten Bühnen? Animalisch, richtig? Also, sperre den DJ in den Hühnerkäfig oder stelle ihn auf den Dreschplatz (Lass ihn nicht mehr raus, wenn er EDM gespielt hat). Geniale Idee. Das möchte ich sehen, dann komme ich.

Fazit: Da kann man viel mehr machen. Der aktuelle Text ist ungefähr genauso sexy wie die AGB’s eines Logistikunternehmens. Und: Spell Checker und Duden sind für alle da.

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