Hat Angela Merkel etwas Wichtiges übersehen?

Angela Merkel in Süddtirol
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 09.12.2021

Es kommt ja wirklich selten vor, dass mir kurz hintereinander zwei gute Werbungen mit demselben Kernthema über den Weg laufen. Gestern die Ikea Werbung, heute die Werbung von IDM Südtirol. Auch hier ziehe ich den Hut vor der intelligenten, interessanten Gestaltung. Warum?

Ganz einfach, mit den 2 einleitenden Sätzen („Sehr geehrte Frau Dr. Merkel, in den letzten 16 Jahren haben sie alles gesehen. Wirklich alles?“) wird unterschwellig eine Erwartungshaltung beim Leser erzeugt, dass die angesprochene Person eventuell in ihrer Amtszeit etwas wichtiges übersehen hat. Unterbewusst erwartet man eine Enthüllungsgeschichte, ein verstecktes Geheimnis unserer Bundeskanzlerin a.D. oder vielleicht sogar einen politischen Angriff der Gegner. Die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass der Leser neben der Aufmerksamkeit auch noch ein gewisses Interesse daran hat, den Rest vom Text zu lesen. Und ähnlich wie bei der Ikea Werbung gestern, muss man auch etwas in sich hinein grinsen, wenn man feststellt, dass man einem trojanischen Werbe-Pferd aufgesessen ist. Die Auflösung kommt zum Schluss, unsere Bundeskanzlerin a.D. hat Südtirol noch nicht im Frühjahr gesehen.

Diese Werbung ist ein faszinierendes Spiel mit den Grundgedanken des Framing-Ansatzes. Durch die Art der Formulierung wird ein Deutungsrahmen bzw. Interpretationsrahmen erzeugt, in diesem Falle ein du-bist-ertappt-Frame bzw. ein Enthüllungs-Frame. Gut getextet, Glückwunsch nach Südtirol.

Stay tuned.

Der richtige Sessel für Angela Merkel.

IKEA Werbung Angela Merkel
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 08.12.2021.

Die 4. Coronawelle rauscht durch die Bundesrepublik, unsere Hochschulleitung hat uns seit dem 24.11.2021 wieder in die virtuellen Räume verbannt. Es hat so vielversprechend angefangen, aber jetzt spreche ich wieder mit schwarzen Quadraten bzw. mit 2-Buchstaben-Kreisen. Gibt es sonst noch etwas, über was ich mich beschweren kann? Ja, zum Beispiel das Wetter. Entweder richtig Schnee oder bleiben lassen. Aber es gibt wenigstens in der Werbewelt eine positive Nachricht. Seit langem wieder einmal eine richtig gute Werbung.

Heute Vormittag bin ich in der Süddeutschen Zeitung über die abgebildete Werbung gestolpert. Was für eine geniale Idee. Der aufmerksame Betrachter kann sie aufgrund ihrer Größe (1/1 Zeitungsseite) gar nicht übersehen und erkennt aufgrund des charakteristischen Kleidungsstils (Art und Farbe) sofort, wer in dem Sessel sitzen könnte. In Kombination mit der zentralen Aussage ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass die Werbung ein Lächeln auf das Gesicht des Betrachters zaubert. Im Regelfalle ist eher die Firma Sixt für diese Art von Werbungen bekannt, aber diesmal hat anscheinend die Haus- und Hofagentur den Moment verpasst. Liebe Marketer von Ikea, herzlichen Glückwunsch.

Stay tuned.

Mehr über Marketing 4.0 …

Wie wirkt die Verwendung von Traurigkeit in der Werbung? Die Bachelorarbeit von Frau Janina Mennig

hall of fame janina mennigAufmerksamkeit um der Aufmerksamkeit willen oder wie wirkt die Verwendung von Traurigkeit in der Werbung? Frau Mennig beschäftigte sich genau mit diesem Thema in Ihrer Bachelorarbeit, ganz konkret mit Werbespots von REWE und EDEKA. Im Fokus stand dabei auch der bekannte Spot Heimkommen. Als dieser kurz vor Weihnachten gesendet wurde, löste er eine sehr kontroverse Diskussion aus und viele Experten fragten sich, ob er nur den Ruf der Agentur verbessert oder auch die Marke Edeka stärkt. Frau Mennig wählte in ihrer Bachelorarbeit einen qualitativen Forschungsansatz, um diese Frage zu beantworten. Sie führte insgesamt sechs verschiedene Runden mit Fokusgruppen auf Basis einer semi-strukturierten Interviewleitlinie durch. Die Ergebnisse waren hochspannend, erstaulicherweise wurde das Bauchgefühl vieler Experten bestätigt. Die Traurigkeit im Spot beeinflusste die Markenwahrnehmung der Befragten sehr wohl und zwar in negativer Richtung. Ganz besonders gefallen hat mir an der Arbeit der intelligente und kreative Ansatz mit den Fokusgruppen. Frau Mennig wendete gezielt Assoziations- und Projektionstechniken in Kombination mit fundiertem Wissen zum Aufbau und Inhalt von Werbungen an. Eine tolle Arbeit, willkommen in der Hall of Fame.

Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?

Negative Emotionen haben eine größere Wirkung auf den Kunden, als wahrscheinlich den meisten Menschen bewusst ist. Sie wirken dreimal stärker als positive Emotionen, Weiterlesen