Personal Branding: Welchen Einfluss hat meine eigene Persönlichkeit auf meine Vermarktung? Teil 2.

„Unlike the PDE [Personality Disorder Examination, Anm. d. Verfassers], our Personality Self-Portrait test is not a tool for the diagnosis of personality disorders. Rather, we have developed it to help you delineate the constituent parts of your personality „order,“ by which we mean your personality style. Use it to: understand who you are and why you behave as you do, and to learn how to strengthen or readjust your pattern. Use it especially to appreciate—and accept—the identifiable differences among us all.
John M. Oldham, M.D.“

Oldham, J. M./Morris, L. B.: The New Personality Self-Portrait, New York, 1995. S. 5-6

Der Psychologe Oldham war Professor der Houston University und maßgeblich an der Entwicklung von Konzepten zur Identifikation von Persönlichkeitsstörungen (Personality Disorder Examination) beteiligt und über Jahre hinweg der Vorsitzender verschiedener bedeutender amerikanischer Psychologenverbände und -organisationen. Dieses Buch ist eines der wenigen Werke der Persönlichkeitspsychologie, die im Alltag problemlos verwendbar, wissenschaftlich fundiert und dabei auch noch einfach verständlich/gut lesbar sind.

Trotzdem! Warum sollte man nun Zeit investieren, sich selber zu verstehen, man lebt doch schon einige Jahre bzw. Jahrzehnte in diesem Organismus? Man kennt sich doch? Und außerdem klingt das ganze ja furchtbar esoterisch, etwas nach Klinkling, Ashram und Selbstfindung. Ganz ehrlich, habe ich auch gedacht. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Persönlichkeitstest dem oben genannten Buch gemacht habe und meine Persönlichkeitsstile identifizieren konnte.

Persönlichkeitstheorien als Möglichkeit zur Selbstoptimierung und Reflexion.

Bei der Lektüre kam nicht nur einmal, sondern sehr häufig der folgende Gedanke: oh mein Gott, das bin ich. In gewisser Weise erhellend, überraschend, manchmal auch peinlich berührt. Mir wurde ein psychologisch fundierter Spiegel vorgehalten, der sehr viele Denk- und Optimierungsprozesse nach sich gezogen hat. Mit dem Ergebnis, dass ich jetzt deutlich fokussierter und effizienter arbeite.

Alles hat selbstverständlich einen Haken, auch die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit auf Basis dieser Persönlichkeitstheorien: es macht Arbeit! Wenn man es ernsthaft anpackt, sogar viel Arbeit! Jedem, dem die Zeit nicht wert ist, braucht sich nicht damit beschäftigen, man kann sich die Zeit sparen und etwas anderes machen.

Im Zeitaufwand liegt aber auch die Sexyness so einfacher Fragen wie „was charakterisiert dich“ oder „Frage deine Freunde, Bekannten, …“. Mit Freunden und Bekannten unterhält man man selbstverständlich recht gerne und die erste Frage ist in 5-10 Minuten beantwortet. Aber alleine das ernsthafte Ausfüllen des Fragebogens im Buch von Oldham/Morris ist deutlich zeitintensiver. Wenn man die Entwicklung einer Personenmarke als eine Reise in eine erfolgreichere berufliche Zukunft versteht, dann sollte man sich – genauso wie bei der Vorbereitung einer Weltreise – bei diesem Schritt genügend Zeit lassen und die Chance nutzen, mehr über sich selber zu lernen und die Gelegenheit beim Schopf zu packen, sich und die eigenen Aktivitäten zielgerichtet zu optimieren.

Dieses Buch habe ich mir vor 4 Jahren angeschafft und seither ist es mit eines meiner Lieblingsbücher geworden, nicht nur zur Selbstreflexion, auch in meinen Kundenprojekten. Gerade für die Entwicklung einer Markenidentität sind die Überlegungen von Oldham Morris hervorragend geeignet. Dazu aber mehr an ganz anderer Stelle, mein Marketing 4.0-Buch will ja schließlich auch überarbeitet werden und wartet dieses Jahr auf eine neue Auflage.

Schon wieder so viel geschrieben? Nächste Woche geht es weiter mit einer beispielhaften Anwendung, wie man den Ansatz von Oldham/Morris gezielt für die Entwicklung der eigenen Personenmarke einsetzen kann. Schönes verlängertes Wochenende. Stay tuned.

Mehr zu diesem Thema…

Ein Gedanke zu „Personal Branding: Welchen Einfluss hat meine eigene Persönlichkeit auf meine Vermarktung? Teil 2.

  1. Pingback: Personal Branding: Welchen Einfluss hat meine eigene Persönlichkeit auf meine Vermarktung? Teil 3. | christian zich

Kommentare sind geschlossen.