facebook is dead oder die Geschichte vom Ende eines Experiments.

facebook is dead...Jetzt ist es so weit, in einigen Tagen werde ich meine Fanpage abschalten. Warum? Meine Fanpage war von Beginn an ein Experiment, das im Oktober 2012 bei einem Mittagessen mit einer sehr netten strategischen Planerin von der Werbeagentur Interone aus München begann. Wir unterhielten uns vor allem über mein Lieblingsthema, die Werbung – vor allem aber über Kommunikationskanäle und soziale Netzwerke. Dabei fiel ein ganz interessanter Satz: facebook is dead.

Ich war etwas überrascht, da die ganze Literaturwelt doch genau das Gegenteil behauptete. Das Web 2.0, vor allem repräsentiert durch die sozialen Netzwerke, sollte laut Meinung der Autoren die Marketingkommunikation revolutionieren und jedes Unternehmen musste einen Auftritt in den sozialen Netzwerken haben. Sonst würde es die Fans nicht erreichen. Die Revolution sollte laut Meinung der Autoren vor allem darin bestehen, dass Kunden Werbung mitgestalten, an Produkten mitarbeiten und selbst als Multiplikatoren für Werbung auftreten.

Was ist aber, wenn dies alles nur ein Hirngespinst der selbsterklärten Fachleute ist und nie wirklich in der breiten Masse stattgefunden hat? Was ist, wenn soziale Netzwerke gar keine Vehikel zur Markenführung sind und sich nicht als Verkaufskanal eignen? Was ist wenn facebook das gleiche ist, wie des Kaisers neue Kleider? Fragen über Fragen, die mich natürlich bewegten, das ganze empirisch zu untersuchen.

Dazu musste ich aber selbst eine Fanpage aufbauen und betreiben, ansonsten hätte ich nur theoretisch die ganze Sache von außen betrachten können und nicht von innen. Alle Erkenntnisse, die ich in den letzten eineinhalb Jahren gewonnen habe, haben sehr viel zur Entscheidung beigetragen, meine Zeit nicht mehr in facebook zu verschwenden.

Ich verrate noch nicht viel, da ich momentan in an verschiedenen Artikeln arbeite, um die Ergebnisse dieser Studie einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Aber vielleicht ein paar kleine Highlights, die auch erklären, warum mein Experiment beendet ist:

  • das Web 2.0 findet nicht statt, einer 90 % meiner Befragten haben noch nie etwas auf eine Fanpage hochgeladen; 72 % meiner Befragten haben noch nie etwas kommentiert.
  • Der Einfluss auf das Kaufverhalten ist verschwindend gering und hat ungefähr die gleiche Erfolgsquote wie ein schlechtes Direktmailing
  • die meisten meiner Befragten sehen ihre eigenen Erwartungen an die Inhalte der Fanpages nicht erfüllt

Weitere Einzelheiten folgen in den nächsten Monaten in Form von Artikeln. Darüber hinaus gab es noch 2 weitere Ereignisse, die mir die Entscheidung leicht gemacht haben:

  1. die Änderung des EdgeRank von facebook. Im August letzten Jahres hat facebook einen neuen Algorithmus eingeführt, der die Positionierung von Posts im Newsfeed der Fans bestimmt. Innerhalb einer Woche rutschte meine organische Reichweite von über 200-300 auf 5 herunter. Dies hatte im wesentlichen nur einen einzigen Grund. Vorher wurden meine Beiträge automatisiert über meinen Blog gepostet. Als ich dazu überging, manuell die Links zu den Blogbeiträgen einzutragen und einen Kommentar hinzuzufügen, kam ich wenigstens wieder auf eine Reichweite von 170-200. Damit stieg natürlich der Aufwand für die Pflege der Seite drastisch an. Im Falle meiner Fanpage war es nur meine Freizeit, Unternehmen dagegen stecken richtig Geld und Ressourcen in die Pflege einer Seite hinein. Daher sei die Frage erlaubt: bringt es das wirklich?
  2. in der vorlesungsfreien Zeit habe ich probehalber die Seite 14 Tage abgeschaltet und nur ein einziger hat gefragt, warum sie denn nicht mehr erreichbar sei. Ich antwortete ihm, dass ich dazu beitrage, die Textlich-Visuelle Umweltverschmutzung drastisch zu reduzieren. Nur so viel zu Möglichkeiten und Potenzialen von sozialen Netzwerken. Jetzt stelle ich nochmal die Frage von vorher: bringt es das wirklich? Nein, es bringt es wirklich nicht.

Bye bye, Fanpage.

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