Strategische Planung für Kleinunternehmen. Geht denn das? Ja, dies zeigt die Bachelorarbeit von Clementine Müller.

BachelorarbeitHeute darf ich wieder eine richtig tolle Bachelorarbeit im meiner Hall of Fame vorstellen. Frau Müller beschäftigte sich in der Abschlussarbeit mit der langfristigen, strategischen Planung von Fitnesscentern. Kein spannendes Thema, wenn man an die großen Fitnessketten denkt. Aber eine spannende Sache, wenn man versucht, für ein eigentümergeführtes, kleines und eigenständiges Fitnesscenter eine langfristige Positionierungsstrategie zu entwerfen. Der größte Teil der Kleinunternehmen beschäftigt sich mit solchen Themen überhaupt nicht, da oftmals weder die Werkzeuge noch das richtige Know-how vorhanden ist. Diese Lücke schließt Frau Müller mit ihrer Bachelorarbeit.

Ohne in überflüssige, theoretische Tiefen aufzutauchen , schafft sie es, mit den wichtigsten Werkzeugen eine sehr saubere und durchdachte Konkurrenzpositionierung vorzunehmen, um daraus die Stärken und Schwächen des betrachteten Unternehmens abzuleiten. Der zweite Baustein ihrer Arbeit ist eine kundenorientierte, zielgruppenspezifische Bewertung der verschiedenen Erfolgsfaktoren eines Fitnesscenters. Auch hier punktet Frau Müller wieder sehr gut. Die Ableitung der Erfolgsfaktoren erfolgt strukturiert, stringent und durchdacht. Auf Basis dieser Bausteine leitet sie in ihrer Arbeit klare, pragmatische und umsetzbare Empfehlungen ab, mit denen sich das betrachtete Fitnesscenter langfristig gegen die Konkurrenz behaupten kann. Eine schöne Arbeit, willkommen in der Hall of Fame.

Hier das Interview mit Frau Müller:

Was waren die wichtigsten Inhalte/Erkenntnisse?

Mir war es besonders wichtig für die Entwicklung einer passenden Strategie nicht nur die strategischen Konzepte und Theorien aus der Literatur zu benutzen, sondern es war meiner Meinung nach genauso wichtig die jeweiligen Besonderheiten eines Unternehmens, vor allem eines Einzelunternehmens, mit einzubeziehen. Deswegen entschied ich mich auch dazu ein Experteninterview mit der Inhaberin des Studios durchzuführen um somit Erkenntnisse aus der Theorie mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen abzugleichen und gegebenenfalls auch abzuändern und zu ergänzen. Denn selbst wenn die Inhaberin kein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, stellte sich im Laufe der Arbeit heraus, dass sie aus ihrer Intuition heraus das Unternehmen bereits in die richtige strategische Richtung gelenkt hat und es somit anhand der von ihr geschaffenen Basis möglich ist das Unternehmen auch in der Zukunft erfolgreich zu halten.

Die Fitnessindustrie wird aufgrund der stetig steigenden Nachfrage und der gesellschaftlichen Entwicklung auch in Zukunft eine sehr lukrative Industrie sein und wenn man es schafft einen Mehrwert für den Kunden/Interessenten zu schaffen wird man auch trotz der steigenden Konkurrenz gute Möglichkeiten haben in dieser Industrie erfolgreich zu sein. Allerdings ist die Fitnessindustrie geprägt von einem sehr schnellen Wandel und vielen neuen Trends, weshalb es für Unternehmen in der Branche sehr wichtig ist, ständig auf dem neusten Stand zu sein und sich mit den Trends mitzubewegen, weil man sonst hinten dran bleibt. Dieser schnelle Wandel macht es deshalb besonders notwendig eine Strategieentwicklung, beziehungsweise interne und externe Analysen regelmäßig für das Unternehmen durchzuführen und die Strategie den Veränderungen anzupassen.

Wie kam Ihnen die Idee für Ihre Arbeit?

Die Idee kam mir, da ich selbst sehr interessiert am Fitnesssport bin und noch dazu als Service Kraft bei Tycoon Sports Club angestellt war und somit direkt mitbekam, wie das Fitnessstudio mit der steigenden Konkurrenz auf dem Markt zu kämpfen hat und eine wachsende Zahl an Kunden an die Konkurrenz verlor. Somit bot sich das Thema der Strategieentwicklung besonders gut an, auch da ich das Unternehmen bereits durch meine Arbeit dort kannte.

Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?

Am meisten Spaß machte mir die Stärken und Schwächen Analyse anhand des Vergleichs mit der direkten Konkurrenz des Studios Spaß. Dadurch, dass ich dabei selbst aktiv werden konnte indem ich die Informationen zu den verschiedenen Erfolgsfaktoren in den Studios sammelte und verglich, machte die Erstellung des Stärken- und Schwächenprofils für das Fitnessstudio umso mehr Spaß, da man praktische Eigenarbeit mit der Theorie verknüpfte.

Welche Anregungen haben Sie am meisten beeinflusst?

Ich fand die Theorie, die sich auf die Arbeit von Porter bezog meist sehr hilfreich und aufschlussreich. Viele Theorien und Texte verkomplizieren das Thema der strategischen Analyse und Entwicklung (meiner Meinung nach) unnötig und vor allem als Neuling auf dem Gebiet fand ich es sehr schwer mich zurechtzufinden. Auch wenn Porter’s Arbeit schon relativ alt ist und häufig hinterfragt wird, reduziert sie den Inhalt auf das Wesentliche und ist sehr leicht verständlich und zugänglich. Sie schafft eine gute Basis, auf der man aufbauen kann. Somit verwendete ich seine Ansätze sowohl für die externe Analyse, als auch für die Erarbeitung der Grundstrategien/strategischen Stoßrichtung.

Mit Firma oder ohne Firma geschrieben? Warum?

Ja, mit der Firma Tycoon Sports Club. Ich fand es wichtig eine Brücke zwischen Theorie und Praxis zu bilden, um somit einen Bezug zur Realität zu bilden. Während des Studiums gab es viele Kurse, in denen ausschließlich Theorie behandelt wurde, wodurch man den Stoff einerseits schnell vergaß und andererseits nicht in die Arbeitswelt übertragen kann.

Was war die größte Herausforderung bei der ganzen Arbeit? Wie haben Sie das gemeistert?

Für mich war es zu Beginn der Arbeit sehr schwierig mich in diesem riesigen Themengebiet der Strategieentwicklung zurechtzufinden. Ich las zunächst unzählige Artikel und Buchpassagen über die „falsche“ Art von Strategieentwicklung, wobei es um die Entwicklung von Corporate Strategien und nicht um die Entwicklung von Business Strategien ging. Das sorgte zunächst für große Verwirrung und dadurch verlor ich auch wertvolle Zeit. Konzentriertes Einlesen in die Materie haben mir dann geholfen eine bessere Orientierung zu erlangen. Aber vor allem die Treffen mit dem Professor halfen mir in dem Durcheinander meiner Gedanken und Ideen einen roten Faden zu finden und diese Treffen waren essentiell für das Gelingen meiner Arbeit.

Haben Sie einen guten Tipp für gelungenes Zeitmanagement?

Es ist wirklich wichtig sehr früh mit der ersten Recherche anzufangen. Sobald man weiß, was die Arbeit genau beinhalten wird und welche Arbeitsschritte notwendig sind, kann man sich einen genauen Zeitplan erstellen. Bis man allerdings diese Orientierung hat, kann es sehr lange dauern, beziehungsweise ändert man häufiger noch die Richtung in welche die Arbeit geht, sobald man neue Erkenntnisse gewinnt. Man sollte also zusehen, sich regelmäßig an die Arbeit zu setzen, selbst wenn noch kein Zeitdruck besteht, um trotz der Richtungsänderungen noch genügend Zeit bis zur Abgabe zu haben. Zudem kann man meiner Meinung nach ohne den Druck auch noch offener und kreativer arbeiten. Unter Zeitdruck arbeitet man dann vielleicht fokussierter und effizienter, jedoch kann es passieren, dass man wichtige Aspekte übersieht.

Wie viel Zeit haben Sie für die Bachelorarbeit insgesamt aufgewendet (in Monaten)?

2,5 Monate

Was würden Sie heute anders machen?

Ich würde versuchen dauerhaft am Ball zu bleiben und mir kleine Zwischenetappen zu setzen. Das Ganze würde ich dann durch monatliche oder zweiwöchentliche Treffen mit dem Professor fixieren, um mich somit zu motivieren Fortschritte zu erzielen und auch rechtzeitig Feedback zu erhalten, ob die Arbeit und Erkenntnisse in die richtige Richtung gehen. Bei den meisten meiner Studienarbeiten habe ich einfach „darauf losgearbeitet“, jedoch ist die Bachelorarbeit einfach zu umfangreich und man sollte von Anfang an strukturiert arbeiten.

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